Der City-Architekt Hans-Otto Weber geht

1974 kam Hans-Otto Weber nach Langenfeld. Jetzt geht er — mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Langenfeld. Ein 24-jähriger junger Mann, der gerade in Siegen sein Studium mit dem Titel des Diplomarchitekten abgeschlossen hatte, machte sich 1974 auf den Weg nach Langenfeld, um eine Stelle im Planungsamt der Stadt anzutreten. „Es gab damals noch keine A4 und kein Navi. So bin ich über die Dörfer gefahren, kam schließlich über Wermelskirchen und Burscheid auf die Trompeter Straße. Dort hielt ich an und fragte einen Passanten nach dem Rathaus. ‚Ein Rathaus gibt es hier nicht’, bekam ich zur Antwort. Ich fand schließlich aber doch das alte Rathaus in der Hauptstraße.“

Über seine erste Bekanntschaft mit der Stadt, in der er City-Architekt werden sollte, kann er heute lachen. Nach 38 Jahren geht er, vorwiegend aus gesundheitlichen Gründen, in den Ruhestand.

Vom Rat wurde er bereits in dessen letzter Sitzung vor den Ferien mit anerkennenden Worten des Bürgermeisters verabschiedet. Und auch er selbst gab seine Erfahrungen humorvoll zum Besten: „Damals beschrieb ein Langenfelder die Stadt so: Langenfeld ist ein erstklassiger Gewerbestandort, ein zweitklassiger Wohnstandort und ein drittklassiger Einkaufsstandort“, erzählte Weber und gestand: „Die ersten Eindrücke waren ernüchternd.“ Er erkannte jedoch auch bald, dass das Entwicklungspotenzial und die Chancen dieser Stadt enorm waren.

Als er begann, liefen gerade die Planungen für das neue Rathaus am Dreieck, das nach zweijähriger Bauzeit 1978 bezogen wurde. Es war der erste Eckpunkt zur Gestaltung einer neuen, komprimierten Stadtmitte statt einer 2,5 Kilometer langen Einkaufsstraße. „Wir waren uns bewusst, die Stadt braucht in der Mitte die kritische Masse, wie wir Planer es nennen.“

Es folgte der Sparkassen-Neubau, das Karstadt-Kaufhaus hatte schon Jahre zuvor deutlich gemacht, wo diese Mitte angesiedelt werden sollte. Rat und Verwaltung zogen an einem Strang, externe Fachleute und der Umgang der Verwaltung mit Investoren waren der Schlüssel zum Erfolg. „Freilich wurde die Vorstellung einer Stadt mit 90 000 Einwohnern längst geradegerückt. Heute sind wir froh, 59 000 halten zu können.“

Weber erinnert sich, wie der damalige Stadtdirektor Siegfried Honert den Bau der Stadtgalerie vorangetrieben hatte. „Das war sein Werk, da hat er nicht locker gelassen. Wir mussten mit 20 verschiedenen Grundstücksbesitzern verhandeln, um die 10 000 Quadratmeter große Galerie realisieren zu können.“ Ihre Vollendung war jedoch ein Quantensprung in der City-Entwicklung.

Doch es bleibt einiges offen. „Der Konrad-Adenauer Platz verkommt zum Hinterhof der Stadtgalerie. Der Bauleitplan für den Parkplatz hinter dem Rathaus mit mehrgeschossigen Häusern und Geschäften im Erdgeschoss muss verwirklicht werden.“ Das wäre Hans-Otto Webers sehnlichster Wunsch. Das wird der Familienvater zweier erwachsener Kinder nur noch von außen verfolgen können.

Dafür kann er sich seinem seit Jugend liebsten Hobby, dem Spielen auf der Konzertzither, mit aller Gelassenheit hingeben. Seiner Verabschiedung am 17. August, so gesteht er, „sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen.“

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