Ehrung für die geraden Wege

Waltraud Till wird mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Damit werden Jahrzehnte des Ehrenamtes gewürdigt.

Langenfeld. Der Anruf kam vor wenigen Wochen. „Sitzt Du gut?“ fragte die junge Frau, die Waltraud Till schon als Siebenjährige gekannt hat und die jetzt im Langenfelder Rathaus arbeitet. „Was sie mir dann erklärte, daran hatte ich im Traum nicht gedacht“, sagt Till.

Am Freitag wird Landrat Thomas Hendele sie mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland auszeichnen. Eine sperrige Formulierung findet man, wenn man Waltraud Till im ehelichen Haus an der Baumberger Straße im Ortsteil Berghausen besucht.

Für Sperriges und Kompliziertes ist dort kein Platz. Die ehemalige Lehrerin ist immer einen geraden und schnellen Weg gegangen. „Als ich Mutter wurde, habe ich meinen Beruf aufgegeben. Ich war immer für die Menschen ansprechbar, ich konnte mich ehrenamtlich engagieren“, sagt sie.

Sie ist 1939 in Stuttgart geboren, kam in den 70er-Jahren nach Berghausen. Sie und ihr Mann haben vier Kinder. Ihr Engagement bezog sich erst auf die Kinder und Jugendliche — vor allem im Ortsteil. Mehr als 30 Jahre engagierte sich Waltraud Till in der Kinder- und Jugendarbeit in Berghausen.

1980 war sie Mitgründerin eines Kinderchors der Pfarrgemeinde St. Paulus. Das war damals ein Riesenerfolg. Von ehemals zehn Mitgliedern wurden es zeitweise mehr als 100. Damals war der Andrang so groß, dass der Chor in einen Kinderchor und einen jungen Chor geteilt wurden musste. Trotz der Teilung werden Konzerte, Messen und Chorfahrten gemeinsam durchgeführt.

„Damals kam die Idee auf, das neue geistliche Lied einzuführen“, sagt Till. Kinder erlebten plötzlich Messen, in denen sie die Lieder, die sie sangen, verstanden, weil sie kindgerecht waren. „Früher mussten Kinder in der Messe still sein, das war dann anders, sie konnten mitwirken. Zur Erstkommunion wurden Lieder einstudiert“, erinnert sich Till.

Die Zeiten haben sich gewandelt. „Die Zahl der Chormitglieder ist wieder zurückgegangen“, sagt Till. Die Chöre schrumpften. Die Kinder hätten heute so viel andere Beschäftigung: Computer, Fernsehen, Reitstunden, die Ganztagsschule gehe bis in den Nachmittag. „Früher war es anders, nicht alles besser“, sagt Waltraud Till. Die Eltern freuten sich, wenn ihr Nachwuchs bei der Jugendarbeit so gut betreut wurde.“

Reisen ist Tills Passion. „Israel ist mein Traumland, wir waren oft in der Partnerstadt Kiriat Bialik. Ich habe diese Reisen organisiert“, erinnert sie sich.

Und es gibt immer noch viel zu tun für Ehrenamtliche. Zum 29. Mal wird im Freizeitpark das internationale Kinderfest gefeiert. Waltraud Till war, als sie vom damaligen Sozialamtsleiter Ferdinand van der Mötter angesprochen wurde, Feuer und Flamme. Schnell wurde eine Helferschar zusammengestellt. Und es wird weiter angepackt.

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