Für Mittelalter-Fans: Ausstellung „Auf Schritt und Tritt“

Als Begleitprogramm zur Ausstellung „Auf Schritt und Tritt“ stellten Mittelalterfans am Wochenende Lederschuhe selbst her.

Langenfeld. Sabine Busch kämpft mit ihrem Wikingerhalbstiefel. Obwohl mit Bienenwachs vorbehandelt, will der Hanffaden nicht so richtig durch das Rinderleder gleiten. Mehrere Finger hat die Haanerin bereits zum Schutz umwickelt. Doch am zweiten Tag des Workshops „Mittelalterliche Lederschuhe selbst herstellen“, dem Begleitprogramm der Ausstellung „Auf Schritt und Tritt: Schuhgeschichte(n)“ im Kulturellen Forum, macht die Kraft nicht mehr so richtig mit.

„Die Spitze ist am schwierigsten“, bestätigt Buschs Schwester Monika Resch. „Hier knubbelt sich alles, und wenn man nicht ordentlich arbeitet, sieht man das nachher.“ Weniger Probleme mit der Kraft hat Sohn Christian Resch (18) bei der Fertigung seines Halbstiefels. Er arbeitet im Metallbau und ist deshalb Handwerk gewöhnt. Anstrengend ist es trotzdem. Schließlich muss nachher alles fest sitzen.

Unterstützung erhalten die acht Teilnehmer von Kursleiter Christian Pohen. Vor 20 Jahren hat der 39-Jährige über sein Hobby Mittelalter zu seinem heutigen Beruf gefunden. „Damals gab es keine mittelalterlichen Schuhe zu kaufen. Also habe ich angefangen, selbst welche zu machen.“ Beigebracht hat sich der Wagenfelder alles alleine.

Heute lässt er meist andere die Schuhe fertigen, mit denen er handelt. Es sei denn, er gibt einen Workshop überwiegend im Mittelalter-Zentrum des Zeughauses in Vechta oder wie jetzt in Langenfeld. Ob als Ausstellungsstück für eine Diplomarbeit oder wirklich zum Tragen — die Motive, warum die Teilnehmer das Schuhwerk selbst fertigen, gehen weit auseinander. Allen gemeinsam sind das Interesse am Mittelalter und der Spaß an der praktischen Erfahrung.

Nach einigen Übungsnähten am Samstagvormittag und dem Besprechen der Schnittmuster wird es ernst: Die Teilnehmer können sich unter mehreren Schuhformen ein Modell aussuchen, das sie nun selbst fertigen.

Der erste Schritt ist das Zuschneiden. Dann wird auf einen hölzernen Leisten, der der eigenen Schuhgröße entspricht, die Sohle genagelt. Anschließend lochen die Teilnehmer die Lederstücke vor und nähen sie an. „Dabei wird der Schuh wie ein Kleidungsstück auf links genäht und anschließend umgestülpt wie eine Socke“, sagt Christian Pohen, der als geübter Schuhmacher ein Paar in zweieinhalb Stunden schafft.

Die meisten Teilnehmer arbeiten fieberhaft daran, ihr Paar überhaupt fertig zu bekommen. Damit sind sie aber bereits um eine Erfahrung reicher als die meisten Menschen im Mittelalter. Denn da war das Fertigen der Schuhe Sache der entsprechenden Zunft.

Damals wie heute ist das Ergebnis nicht wasserdicht. Christian Resch, seine Mutter und Tante wollen die Schuhe trotzdem tragen. „Man kann ja Wolle reinlegen, so wie im Mittelalter“, gibt Christian Pohen einen Tipp. „Dann sind die Füße zwar immer noch nass, aber warm.“

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