„Musik machen ist eine Sucht“

Der neue Musikschulleiter Jan Raderschatt erzählt von seinen Zielen.

Langenfeld. Jan Raderschatt (43) übernimmt ab April die Leitung der städtischen Musikschule. Seit 2008 ist er stellvertretender Musikschulleiter in Krefeld. Die WZ traf Jan Raderschatt mit seiner Bratsche im Wert von 20 000 Euro, die er immer bei sich hat.

Herr Raderschatt, Ihr erster Langenfelder Arbeitstag nähert sich. Sind Sie aufgeregt?

Jan Raderschatt: Aufgeregt würde ich nicht sagen, ich nenne es Vorfreude.

Ab dem 15. April sind Sie „Musikschulleiter“, was bedeutet Ihnen das?

Raderschatt: Ach, ich bin nicht der Typ, der die Musikschule benutzt, um sich als Direktor zu präsentieren. Es gibt viel zu tun. Und darauf freue ich mich.

Was reizt Sie an der Stadt?

Raderschatt: Das Verhältnis von Einwohnerzahl und Musikschülern ist sehr gut. Die Musikschule ist groß hier. Und in einer schuldenfreien Stadt sind die Vorzeichen ganz anders, als in Kommunen, die hoch verschuldet sind.

Was hat Sie denn dazu bewogen, in die Stadt zu kommen?

Raderschatt: Ich habe mich natürlich über die Musikschule informiert und mich dann einfach beworben. Und als dann einige Wochen nach dem Bewerbungsgespräch der Anruf mit der positiven Antwort kam, war ich ganz überrascht.

Haben Sie schon Ziele für Ihre Arbeit hier?

Raderschatt: Ich bin ja von Haus aus Streicher und möchte die Struktur im Bereich Orchester aufbauen. Soweit ich weiß, gibt es nur rund 60 Streicherschüler. Das kann noch besser werden.

Unterrichten Sie auch selbst?

Raderschatt: Ja natürlich. Ein Drittel ist bei mir auch Unterrichtstätigkeit. Das mache ich auch sehr gerne.

Und was unterrichten Sie?

Raderschatt: Am liebsten unterrichte ich natürlich Bratsche. Geige und Cello kann ich aber auch gut. Meine Fähigkeiten am Kontrabass kann man aber nur noch als erträglich bezeichnen. (lacht)

Was für ein Lehrer sind Sie?

Raderschatt: Ich wirke wohl sehr streng. Wer nur zehn Minuten täglich übt, ist bei mir falsch. Ich übe selbst zwei bis drei Stunden Bratsche.

Wann machen Sie das denn?

Raderschatt: Meine Frau und ich stehen um sechs Uhr auf. Dann geht sie zur Arbeit und ich übe. Da braucht man natürlich einen nachsichtigen Partner.

Dann nimmt die Musik einen sehr wichtigen Stellenwert in ihrem Leben ein?

Raderschatt: Musik machen ist für mich eine Sucht. Darauf kann ich nicht verzichten. Musik machen kann bei Kindern und Jugendlichen außerdem auch bei der Persönlichkeitsentwicklung helfen.

Und was spielen sie am liebsten?

Raderschatt: Es ist wichtig, dass man die Stücke gut spielt. Ich mag gerne Bach, Brahms, Schuber oder Mozart.

Wenn Sie nicht selbst musizieren, welche Musik hören Sie?

Raderschatt: Ich höre alles. Man muss ja auch wissen, was gerade bei den Schülern angesagt ist. Aber ehrlich gesagt, genieße ich auch mal die Stille.

In Krefeld haben Sie viel mit Behinderten gearbeitet, ist das für Langenfeld auch geplant?

Raderschatt: Ich möchte auf jeden Fall, dass Menschen mit Handicap wissen, dass sie hier willkommen sind. Da reichen ja schon kleine Gesten, etwa dass die Internetseite für Sehbehinderte barrierefrei ist. Außerdem ist mir Begabtenförderung wichtig.

Wie soll die aussehen?

Raderschatt: Ich habe noch keine Lösung gefunden, aber das setze ich mir selbst als Aufgabe.

Werden Sie denn auch nach Langenfeld ziehen?

Raderschatt: Nein, ich habe auch nicht in Krefeld gewohnt, sondern lebe mit meiner Frau in Essen. Sie leitet dort als Krankenschwester die Intensivstation in einem Krankenhaus. Und genau deshalb werden wir wohl in Essen bleiben.

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