Nationalsozialismus-Ausstellung: Ganz großes Kino im Forum

Für eine Ausstellung über die Nazi-Zeit wird das Kulturelle Forum umgestaltet.

Langenfeld. Es riecht nach Arbeit. Folie bedeckt das Parkett, einige Wände sind farbig gestrichen, von den restlichen ist der gelbliche Stich unter weißer Farbe verschwunden. Neue Wände sind hochgezogen worden, um zusätzliche Räume zu schaffen. In den nächsten Tagen wird der Boden gereinigt, dann werden die ersten Exponate in die Vitrinen geräumt und die fertigen Informationstafeln aufgehängt. Die „dreckigen Arbeiten“ sind abgeschlossen. Jetzt geht es für Hella-Sabrina Lange und das Team des Kulturellen Forums an die Feinarbeit.

Lange schlendert über die Folie in den hinteren Ausstellungsraum, in dem eine Wand in düsteren Tönen gestrichen ist. Ein Entlüfter brummt. „Wir haben sehr lange über diese Wandfarbe diskutiert“, sagt sie. Dann habe sich das Team aber auf diese „aggressive Darstellungsform“ geeinigt. „Die Farbe soll schließlich das Thema dieses Raums aufgreifen. Nationalsozialismus.“

Grün und Ocker spiegeln die NS-Uniformen wider, die rote Farbe erinnert an das geflossene Blut, Weiß an den Widerstand. Informationstexte skizzieren unter anderem die Kriegsschäden in Langenfeld. „Wir haben Sterbeurkunden durchgearbeitet und so Hinweise auf Bombentreffer bekommen“, sagt Lange. Auch eine Aufnahme von einem zerstörten Haus in Wiescheid wird zu sehen sein.

Die Texte für die Plexiglas-Paneele sind bereits fertig. Nun werden sie von einer Werbetechnik-Firma auf Folien gedruckt, später auf das Plexiglas geklebt und dann an die Wände gehängt. So eine Paneele kann bis zu 30 Kilogramm schwer sein.

Auf der gegenüberliegenden Seite entsteht eine „Hörstation“. Die gestreifte Tapete hängt bereits, eines der Telefone aus den 1930er-Jahren liegt neben der Wand, an der es später hängen soll. „Die Ausstellungsbesucher wählen eine Nummer und hören Zeitzeugenberichte“, sagt Lange, während sie das schwarze Simens-Original an die Tapete hält. Ein Sammler hatte sich im Kulturellen Forum gemeldet und die zwei Telefone gleichen Typs vermittelt. „Es ist sonst sehr schwer, gleiche Stücke zu finden“, sagt Lange.

Auf der Rückseite der Wand kommt der Sprung in die Gegenwart: Auf einem Monitor werden Veränderungen im Stadtbild deutlich. „Ein Modell wird unter anderem den heutigen Marktplatz zeigen“, sagt Lange. Die Besucher können dann auf den Bildschirm tippen und sehen, wie der Platz sich im Laufe der vergangenen 50 Jahre verändert hat.

Der Nebenraum beschäftigt sich mit dem kommunalen und privaten Kino in Langenfeld. Auf einem Monitor sollen später Filmsequenzen gezeigt werden, die in Zehn-Jahres-Schritten die Filmgeschichte umreißen. „Kinoplakate und ein ausgedienter Kinostuhl sollen Kinoatmosphäre schaffen“, sagt Lange.

Und auch die Informationsterminals stehen bereits im Nebenraum, der sich unter anderem mit der Industrialisierung beschäftigen wird. „Die Monitore müssen noch eingebaut werden“, sagt Lange. Später dann könnten Besucher an den Terminals vertiefende Informationen abrufen. Für Kinder stünde dann auch der kleine Hamster bereit, der alles in kindgerechte Sprache übersetzt.

Langsam nehme alles Gestalt an, sagt Lange. Die Freude, dass sich die Mühe gelohnt hat, stelle sich aber sicherlich erst vollends im Herbst kommenden Jahres ein. „Wenn alles fertig ist und positiv angenommen wird.“

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