Ohne Barrieren einkaufen

Geschäftsinhaber berücksichtigen in ihren Läden verstärkt die Alterung der Gesellschaft.

Ohne Barrieren einkaufen
Foto: Ralph Matzerath

Im Langenfelder Hagebaumarkt kaufen Horst (76) und Margret (74) Huwe nach eigen Worten gerne ein. „Die Verkäufer sind sehr freundlich, zwischen den Regalen ist Platz, und die Preisetiketten sind gut lesbar.“ Für Marcus Otto vom Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverband hat der an der Rheindorfer Straße gelegene Baumarkt die Zeichen der Zeit erkannt: „Läden müssen sich auf die immer älter werdende Gesellschaft einstellen“, betonte Otto, als er Marktleiterin Simone Berger das Qualitätszeichen „Ausgezeichnet Generationenfreundlich“ seines Verbands aushändigte.

Wenn sich ein Inhaber um das drei Jahre lang gültige Siegel bewirbt, muss sein Laden laut Otto 58 Kriterien erfüllen — viele davon sind wichtig für ältere Menschen, aber auch junge Familien mit Kinderwagen. „Der Zugang muss barrierearm sein, das Geschäft gut ausgeleuchtet, der Boden rutschfest und Preisauszeichnungen müssen gut lesbar, Gänge breit und nicht verstellt sein.“ Im Hagebaumarkt, dessen Kundschaft nach Bergers Schätzung zu einem Drittel im Seniorenalter ist, stehen sogar leihweise Rollatoren und Rollstühle bereit.

„Der Einzelhandel bereitet sich immer besser auf die alternde Gesellschaft vor“, sagt Otto. So wie in Monheim der ebenfalls mit dem Siegel ausgezeichnete Kaufland-Supermarkt. „Das Bewusstsein für die sich verändernden Bedürfnisse der Kundschaft ist da. Von Verbandsseite her wollen wir es flächendeckend vorantreiben. Zum Beispiel durch Schulungen des Verkaufspersonals.“

Solch Ansätze sind im Sinne des Langenfelder Citymanagers Jan Christoph Zimmermann. Vor fünf Jahren hatten Wissenschaftler im Auftrag der IHK am Beispiel Langenfeld Wege aufgezeigt, wie Senioren der Einkaufsbummel erleichtert werden könnte. „In vielen Punkten ist diese Studie immer noch aktuell“, befindet Zimmermann. So hatten sich seinerzeit elf Läden in puncto Warenpräsentation, Gestaltung, Barrierefreiheit, Aufenthalts- und Servicequalität auf den Zahn fühlen lassen. Neben einem Testbericht bekamen sie von den Experten Vorschläge für Verbesserungen, so etwa: Senioren kommen besser an Waren heran, wenn die auf Tischen statt auf hohen Wandregalen präsentiert werden.

Nach dieser Studie wurden laut Zimmermann mehrere Läden großzügiger umgestaltet, so dass die Kunden besser durchkommen. „Die inhabergeführten Läden sind sowieso durch Beratungsgespräche nahe am Kunden dran, aber die Filialisten haben nachgezogen. Siehe die großen Lupen an den Einkaufswagen von Drogeriemärkten.“

Die Eheleute Huwe bestätigen, dass sich der Handel auf die Bedürfnisse älterer Kunden einstelle. „Aber in einem Supermarkt, in dem wir einkaufen, ist die Beleuchtung so funzelig, dass wir die Preisschilder oft kaum entziffern können.“

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