Beherzter Busfahrer bändigt Flammen an Mehrfamilienhaus

Brandstiftung an der Schlossstraße: Wuppertaler (51) greift zum Feuerlöscher und verhindert Schlimmeres. Fahrgäste klingeln Sturm, der Mieter des Hauses bleibt unverletzt.

Velbert. Flammen züngeln an der Gebäudefront. Im obersten Stockwerk des mehrstöckigen Wohnhauses an der Schlossstraße brennt Licht. Passanten stehen auf der Straße und schauen. Siegfried Schneider denkt nicht lange nach: Der Fahrer der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) stoppt seinen Bus, schnappt sich einen Feuerlöscher, läuft zu dem Mehrfamilienhaus und beginnt zu löschen. Eine Szene, die sich in fünf Minuten abspielt — fünf Minuten, in denen das Schlimmste verhindert werden konnte, wird die Feuerwehr später sagen.

Am Mittwoch gegen 20.45 Uhr befährt Siegfried Schneider auf der Linie 649 von Elberfeld nach Velbert-Mitte die Schlossstraße, als er in Höhe des Mehrfamilienhauses Nummer 32 das Grüppchen von Fußgängern bemerkt. „Ich bin erst mal langsamer gefahren. Als ich die Flammen gesehen habe, die ein bis zwei Meter hoch waren, habe ich den Bus direkt angehalten“, sagt Schneider, der am Freitag 51 Jahre alt wird. Das brennende Licht in der Wohnung sagt ihm: Es könnte jemand im Haus sein. „Ich habe die Fahrgäste gebeten, zu klingeln und notfalls die Türen einzutreten“, erzählt er.

Schneider selbst geht zu der brennenden Holztür eines Durchganges im Haus und bekämpft das Feuer mit einem Feuerlöscher des Linienbusses. Nach wenigen Minuten sind die offenen Flammen gelöscht, doch aus den Ritzen der Tür dringt weiterhin Rauch.

„Der Feuerlöscher war komplett leer, aber dann war auch schon die Feuerwehr da“, sagt Schneider. Seine 19 Fahrgäste haben ebenfalls Erfolg: Der einzige anwesende Mieter des Wohnhauses kommt unverletzt aus dem Obergeschoss auf die Straße gelaufen. Die Feuerwehr öffnet die verschlossene Holztür und löscht diese sowie weitere Brandnester in der holzverkleideten Etagendecke. Damit ist eine Ausbreitung der Flammen endgültig verhindert. Schneider: „Fünf Minuten später wäre ein Großbrand daraus geworden, hat die Feuerwehr gesagt.“

Der durch den Brand entstandene Schaden beläuft sich nach Schätzungen der Polizei auf mehrere tausend Euro. Nach ersten Ermittlungen waren zwei gelbe Wertstoffsäcke mit Verpackungsmüll vorsätzlich angezündet worden. Anwohner hatten sie erst wenige Minuten zuvor unmittelbar vor der Holztür deponiert.

Die Wuppertaler Stadtwerke führen nach eigenen Angaben regelmäßig Schulungen durch, damit die Mitarbeiter auf Notfälle vorbereitet sind. So wie Siegfried Schneider. Im Anschluss hat der beherzte Busfahrer seine Fahrgäste noch planmäßig ans Ziel gebracht.

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