Blutkonserven werden immer knapper

Vor Ort freut sich das Rote Kreuz über viele „Stammkunden“. Aber: Es kommen zu wenig junge Menschen.

Blutkonserven werden immer knapper
Foto: Jens Büttner/dpa

Die Lage ist ernst. Dass sie nicht hoffnungslos ist, dafür sorgen die guten Geister vor Ort: Wir sprechen über die Situation des DRK-Blutspendedienstes. „Wir erreichen die jungen Leute nicht mehr“, klagt Heinz Laufs, Referent beim Blutspendedienst West. Um aber gleich nachzulegen: „Hier in Wülfrath geht es noch, wenngleich sich die Zahl der Spender in den letzten 30 Jahren halbiert hat.“

Laufs lässt Fakten sprechen: 676 Menschen meldeten sich im vergangenen Jahr bei Terminen in Wülfrath, darunter 33 Erstspender. Gerade von Letzteren müssten deutlich mehr kommen. „Wir hören oft: ,Wenn wirklich ein Notfall ist, würde ich ja spenden.’ Ich kann dann nur sagen: ,Der Notfall ist längst eingetreten.’“

Pro Tag muss das Rote Kreuz 900 Konserven für 170 Krankenhäuser in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln liefern — immer wieder ein enormer Kraftakt. Im Moment ist es wieder besonders knapp. Die Grippewelle hat viele Menschen von der Spende abgehalten. Jetzt rollte die Oster-Ferienwelle und es kommen nicht genug Spender.

Ohne die vielen „Stammkunden“ wär der Blutspendedienst aufgeschmissen. „Diese Menschen halten uns unerschütterlich die Treue“, freut sich Laufs. Er rührt gleich wieder die Werbetrommel: „Es tut nicht weh. Kommen Sie!“ Der Aufwand belaufe sich auf eine Stunde. Aber auch nur deswegen, weil die anschließende Stärkung mit Brötchen und Kuchen so lange dauert. Darum kümmern sich übrigens die DRK-Ehrenamtler vor Ort.

Was nicht viele wissen: „Jede dritte Konserve wird bei der Krebstherapie benötigt“, erklärt Laufs. Nicht nur deshalb sprechen die Fachleute beim Thema Blutspende von einem Generationen-Vertrag.

Ist die Beteiligung im ländlichen Raum durchaus noch erfreulich, gibt’s in den Großstädten richtig Probleme. Die Anonymität lässt viele zu Hause bleiben. Erfolgreich sind hier Termine in Firmen, etwa großen Versicherungen oder Banken. „Und natürlich in den Berufskollegs“, sagt der Fachmann. Was aber — im Gegensatz zu früheren Zeiten — dazu komme: Ein jüngerer Erstspender erscheine nicht mit derselben Selbstverständlichkeit wieder. Und auch das zweimalige Anschreiben der Spender für die Ferienzeit habe nicht die erwünschte Frequenz gebracht.

Vielleicht bringt die neue Kampagne etwas, mit der junge Menschen angesprochen werden. Sie wirbt mit dem Satz: „Ich kenne deinen Namen nicht. Ich lache nicht wie du. Aber ich bin bereit, dein Leben zu retten.“

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