Das Zusammenrücken geht weiter

Die Sporthalle Waldschlößchen wird wohl noch länger als Notunterkunft für Flüchtlinge benötigt.

Das Zusammenrücken geht weiter
Foto: Simone Bahrmann

Neviges. Pause an der Hardenbergschule: Die Hauptschüler strömen ins Freie, toben über ihren Schulhof am Waldschlößchen. Der ganze Platz steht ihnen allerdings nicht zur Verfügung. Das Zeltlager, in dem das Deutsche Rote Kreuz seit Ende Juli Flüchtlinge versorgt, die in der Sporthalle eine vorläufige Bleibe gefunden haben, wird weiter gebraucht. Die von der Stadt für das Land NRW geschaffene Notunterkunft bleibt mindestens bis zum 15. Oktober bestehen. So hat es bekanntlich die Bezirksregierung angeordnet.

Ein Zaun grenzt den Schulhof vom Zeltplatz ab. Doch die Barriere trennt nicht die Menschen. „Die Flüchtlinge sind nett, höflich, lernen Deutsch und zeigen Interesse“, sagt Schulleiterin Daniela Haas. Auch die Schüler wollen mehr über ihre Nachbarn auf Zeit erfahren. „Deshalb ist die Problematik der Flucht Thema im Unterricht“, erklärt Haas.

Angesichts der erschütternden Schicksale ist die Hardenbergschule bereit, Einschränkungen in Kauf zu nehmen — so lang es geht. „Die Situation beim Schulsport ist im Augenblick kompliziert“, räumt die Rektorin ein. Man rücke zusammen und noch gebe es mit dem Panoramabad und dem Sportplatz Alternativen zum Hallensport. „Doch wie geht es ab Herbst weiter?“, fragt sich Haas.

Eine Frage, die sich auch die Hallensportler des ASV Tönisheide und des Nevigeser Turnvereins stellen, die ausweichen müssen. Denn der Ansturm der Flüchtlinge hält an. Fanden erst 129 Menschen am Waldschlößchen ein Dach über dem Kopf, so sind dort inzwischen 141 untergebracht. Außerdem leben in Velbert — Stand Montag — 689 Flüchtlinge, um die sich die Stadt nach Zuweisung kümmern muss. Für sie wird dringend nach Wohnraum gesucht (siehe Kasten).

Ob die Flüchtlinge aus der Sporthalle wie geplant bis Mitte Oktober vom Land verteilt werden können, das müsse man schon die Bezirksregierung fragen, sagt Stadt-Sprecher Hans-Joachim Blißenbach. „Angesichts der momentanen Situation müssen wir von einer längeren Nutzung ausgehen, wenn nicht dort, dann irgendwo“, fügt er hinzu. Den Sportvereinen gebühre für die Akzeptanz der gefunden Übergangslösungen großes Lob. Wie es nach den Herbstferien mit Schul- und Vereinssport in der Halle weitergehen kann, dazu erarbeite das Sportmanagement der Stadt gerade ein Konzept, sagt Blißenbach.

Derweil steigt der Druck auf die Vereinsvorstände. „Mich beunruhigt und ärgert es sehr, dass Forderungen an uns herangetragen worden sind, die den Eindruck erwecken, als ob wir unmittelbar etwas an der Situation ändern könnten“, schreibt ASV-Vorsitzender Clemens Bender in einem offenen Brief an die Mitglieder. „Der Versuch einer ,Erpressung’ im Sinne von ,tut was oder wir sehen uns in anderen Vereinen um“ wird von uns nicht toleriert. Das ist nicht das, was wir unter Verein und Solidarität verstehen“, so Bender weiter. Dass die beengte Situation im Ausweichquartier Halle Siepen den Zulauf bremst, hat auch NTV-Vorsitzender Thomas Stockter bei der Handball-Jugend erfahren: „Wir trainieren mit 45 Kindern gleichzeitig, von den Minis über die F- bis zur E-Jugend. Das bietet keine große Chance, die Kinder sportlich weiterzuentwickeln.“ Und: Ausgerechnet im 25. Jahr musste der NTV das Sportfest „Neviges bewegt seine Senioren“ mangels „Waldschlößchen“ absagen.

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