Der Streiter für eine linke Stadt ist tot

Nach langer Krankheit ist Klaus H. Jann im Alter von 75 Jahren gestorben.

Der Streiter für eine linke Stadt ist tot
Foto: privat/jd

Wülfrath. Klaus H. Jann ist tot. Der ständige Streiter für ein linkes Wülfrath starb im Alter von 75 Jahren nach langer Krankheit.

Der Streiter für eine linke Stadt ist tot
Foto: privat/jd

Bundesweites Aufsehen erregte es, als 1984 eine fünfköpfige Fraktion der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) mit Klaus H. Jann an der Spitze ins Rathaus einzog. Als sich 1990 die Demokratische Linke Wülfrath (DLW) gründete, war Jann als ihr Vorsitzender Ideengeber und Antreiber für politische Initiativen. Mit seinem Namen verbinden sich Aktionen für den Erhalt des Freibades, des Krankenhauses, der Stadthalle und des Rathauses. Er beteiligte sich an Initiativen für Kindergärten und Spielplätze, war in der Friedensbewegung aktiv und erwies sich als Journalist mit seinem „Roten Reporter“ häufig als sehr unbequem.

Der Streiter für eine linke Stadt ist tot
Foto: privat/jd

Jann kandierte 1999 bei der Bürgermeisterwahl und erhielt fast ein Viertel der abgegebenen Stimmen. 2007 verließ er aus gesundheitlichen Gründen den Stadtrat. Ohne Mandat freute er sich damals darauf, mit seinem kleinen Enkel die Welt noch einmal neu zu entdecken.

Klaus H. — das H steht für Heinrich — kam 1946 zu den Falken. Sein Vater war 1943 in Russland gefallen. Mit 18 Jahren wurde Jann SPD-Mitglied. Die Partei verließ er in den 60-er Jahren wegen der Wiederbewaffnungs-Diskussion. In der Deutschen Friedensunion bekam er Kontakt zu Kommunisten und lernte seine spätere Frau Doris kennen. Beide arbeiteten für eine Tageszeitung, die sich von ihnen trennte, als bekanntwurde, dass sie Mitglieder der DKP geworden waren. Jann hatte der illegalen Vorgängerpartei KPD bereits seit 1962 angehört und in Moskau studiert.

Jahrzehntelang waren Klaus und seine „Linken“ mit dem dreirädrigen Flitzer Roter Hugo am Heumarkt präsent, nutzten die „Müllsacktauschbörse“ natürlich auch zu politischen Informationen und Gesprächen. Daran erinnert Janns langjähriger Weggefährte Herbert Romund in seinem Nachruf. „Dabei sammelte er auch so manchen Euro für die Aktion ,Milch für Kubas Kinder’ ein. Als sich die DLW Ende 2014 auflöste, beschlossen die Mitglieder einmütig, das aus Spenden und Beiträgen angesammelte Vermögen in eine Stiftung zugunsten Wülfrather Kinder zu überführen.“ Der gebürtige Wülfrather Klaus H. Jann, gelernter Journalist, hat sich mehr als ein halbes Jahrhundert für die „kleinen Bürger“ seiner Kalkstadt eingesetzt. Dabei ging er keinem Streit aus dem Weg. Mit politischen Gegnern gab es immer wieder harte Auseinandersetzungen. „Frischen Wind ins Rathaus bringen“ — daran arbeiteten er und seine Mitstreiter sich jahrzehntelang ab.

Mit Erfolg? Nur schwer einschätzbar. Fest steht, dass die DKP unter seiner Führung das alte, eingespielte Drei-Parteien-System im Stadtrat 1984 beendete. Das „gläserne Rathaus“ erreichten die fünf Kommunisten sicherlich nicht. Aber viele Abläufe und Entscheidungen wurden transparenter.

Auch als DLW konnte die von Jann geführte linke Gruppierung gute Kommunalwahlergebnisse einfahren. Hauptgrund war sicherlich die Zuverlässigkeit, mit der sie auf der Straße vertreten war. Die „Linken“ waren ständig mit ihrem „Roter Hugo“ auf dem Heumarkt präsent. Die Müllsack-Börse gehörte dazu. Mit dem „Roten Reporter“ eckte Jann gerne an, wo immer es nach seiner Ansicht nötig war. Es gab regelmäßig Kinderfeste im Sommer (nicht nur in Rohdenhaus) und „Niko(k)laus-Aktionen“ in der Stadthalle.

Viele Wülfrather werden Klaus H. Jann vermissen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort