Geschichte: Der geheimnisvolle Graf

Hermann von Hardenberg lebte im zwölften Jahrhundert. Der Adelige ist nur durch wenige Urkunden bekannt.

Neviges. Wer war Graf Hermann von Hardenberg — der erste aus der Linie der Hardenberger, der urkundlich erwähnt wurde? Museumsmitarbeiterin Christine Hartung hat sich für den Bergischen Geschichtsverein auf die Spurensuche nach dem ältesten bekannten Nevigeser Adeligen gemacht. Die Aufgabe war nicht leicht: „Eine detektivische Arbeit“, sagt die Kunsthistorikerin, die auf Hermann bei Recherchen für die Mittelalterausstellung des Museums gestoßen war.

Der Graf taucht im zwölften Jahrhundert nur in wenigen Schriftstücken auf. In diesen wird er nicht nur als Lehnsherr, Zeuge bei Geschäften, Vogt des Klosters Kaiserswerth und Stellvertreter des Pfalzgrafen, sondern auch als Kreuzzugteilnehmer genannt.

Hermann von Hardenberg wird zum ersten Mal im Jahr 1145 in einer Urkunde aus Kaiserswerth erwähnt. König Konrad III. stellte die Stadt und das Stift Kaiserswerth unter den Schutz des Grafen, der dadurch zum Vogt und weltlichen Vertreter des Klosters wurde. In einem weiteren Dokument aus dem gleichen Jahr, in dem Hermann ebenfalls genannt wird, erlaubte Konrad den Duisburgern, ihre Stadt zu vergrößern. Daraus, sagt Christine Hartung, lässt sich folgern, dass der Hardenberger Graf eine höhere Position in der Gesellschaft innegehabt haben muss, wenn er im Umfeld des Königs genannt wurde.

1147 bekommt Hermann weitere Aufgaben von König Konrad zugewiesen. Er hat sich darum zu kümmern, dass der Schiffsverkehr auf der Ruhr reibungslos verläuft. In späteren Urkunden wird Hermann als Käufer von Höfen und Landstücken genannt. Eine historisch wichtige Information verbirgt sich in den Kaufverträgen: Dort steht nämlich, dass Hermanns Bruder, der den ungewöhnlichen Namen Nivelung trug, ihn vertreten musste, weil er sich 1148 auf dem Kreuzzug nach Jerusalem befand.

Das ist gleichzeitig der einzige Hinweis auf Hermanns Einsatz beim Zug in den Nahen Osten. Ob er überhaupt dort ankam und mit welchem Gefolge er reiste, bleibt offen. Der Kreuzzug hatte bereits 1147 begonnen. Deshalb geht Christine Hartung davon aus, dass Hermann nicht im direkten Gefolge der Könige Konrad und Ludwig VII. reiste.

Fakt ist aber, dass der Graf den Glaubenskrieg überlebte. Denn bis zu seinem Tod, vermutlich am 7. Mai 1151, taucht er noch mehrmals in Urkunden des Klosters Werden und als Zeuge für Konrad III. auf. Eine Urkunde aus dem selben Jahr belegt, dass Nivelung, der als Nachfolger agierte, zum Tod seines Bruders eine Stiftung vornahm. Stiftungen seien üblich gewesen, um das Gedächtnis an einen Verstorbenen zu wahren — aber auch, um einen Abschlag für Sünden zu leisten. Meistens ging die Stiftung an ein Kloster, erklärt Christine Hartung. In einem weiteren undatierten Schriftstück aus der Zeit nach Hermanns Tod wird berichtet, seine Witwe habe einen Verkauf getätigt — wann er heiratete und ob er Kinder hatte, ist unklar.

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