Heinz Schemken kennt kein Altenteil

Der 80-Jährige, der bis 2002 für den Nordkreis im Bundestag saß, muss auch heute noch viele Hände schütteln.

Heinz Schemken kennt kein Altenteil
Foto: Janicki

Gemütlich spaziert er über den Heiligenhauser Rathausplatz, in blaukariertem Hemd und Jeans. Freizeitlook. Unerkannt kommt er aber keine zehn Meter weit. „Hallo Herr Schemken, wie isset denn so?“ Händeschütteln hier, Schulterklopfen dort, ein kleiner Plausch am Eingang des Eiscafés „Il Doge“. Dann kann er sich endlich zu einem Cappuccino setzen. „Zugegeben, ich bin ziemlich erfreut, dass das hier so läuft. Wäre es anders — ich würde etwas vermissen. Alte Zeiten klingen eben lange nach.“

Das bestätigt eine Passantin spontan: „Einmal Schemken, immer Schemken, so heißt es doch?“ Gerade so, als wäre der 80-Jährige eben erst von einer Wahlkampfveranstaltung für seine Partei, die CDU, gekommen, der er seit mehr als einem halben Jahrhundert angehört. „Ich bin ein Junge der Region“, sagt er selbst. Ein Junge mit tiefen Velberter Wurzeln. In seiner Heimatstadt wurde er in den Fünfziger Jahren Bau- und Kunstschlossermeister. Dann kam die Politik: Von 1963 bis 1964 stellvertretender Bürgermeister von Velbert, das gleiche Amt noch einmal von 1984 bis 1989.

Bürgermeister seiner Heimatstadt war er von 1969 bis 1984 und von 1989 bis 1998. Parallel dazu saß Schemken knapp zwei Jahrzehnte für den Nordkreis im Bundestag — bis 2002. Außerdem pflegte und pflegt er seine guten Kontakte über das Kolpingwerk, dessen Bundesvorsitzender er von 1986 bis 2004 war. Heute gehört Schemken dem Kuratorium der Kolping-Stiftung an, die er selbst ins Leben gerufen hat.

Das eigentliche Netzwerk aber, das hat der verwitwete Vater von drei Kindern im Niederbergischen. Nicht nur, weil er zeitweise Bezirkschef des Städte- und Gemeindebundes in Düsseldorf war. „Man ist als Bürgermeister eben oft zusammen mit seinen Amtskollegen aus der Region.“ Bis heute zum Beispiel mit dem Ratinger Ex-Bürgermeister Wolfgang Diedrich. „Wenn man von Bürgernähe spricht, muss man Heinz im gleichen Atemzug nennen — da war er für mich ein Vorbild“, sagt Diedrich. Dass er durch seinen Einsatz Großprojekte wie den Autobahnring um Ratingen — und nicht zuletzt auch den Bau der A 44 — vehement nach vorn getrieben hat, zählt Wolfgang Diedrich zu seinen Leistungen.

Daneben bewies eine alte Bürgermeisterrunde vor Jahren Talent fürs Showgeschäft. Heinz Schemken (Velbert), Wolfgang Diedrich (Ratingen), Peter Ihle (Heiligenghaus) und Ulrich Eilebrecht (Wülfrath) machten sich als „Singende Bürgermeister“ einen Namen. Man brachte eine CD heraus — für den guten Zweck — und schaffte es damit zu Fernseh-Ehren im dritten Programm des WDR.

„Ja, Gitarre spielen kann Heinz auch — und ich habe mich als Komponist und Texter versucht“, sagt Diedrich. Ihm ist der gemeinsame Spaß an der ungewöhnlichen Sache bis heute anzumerken.

In diesen Wochen sind es für Schemken wieder die näherliegenden Termine, die den Kalender bestimmen: Drin steht schon das Gästeschießen der Ratinger Schützen. Sein kleiner schwarzer Taschenkalender aus Leder steckt aber nicht nur innendrin voller Zettel, Termine und Visitenkarten. Selbst die Hülle verrät ein Stück Lebensgeschichte. Außen in Gold aufgedruckt ist der Bundesadler zu erkennen — und die Aufschrift „Deutscher Bundestag“ in Druckbuchstaben. Auch die Bonner und Berliner Zeiten klingen eben lange nach.

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