Langenberg: Geschichten einer reichen Stadt

Wer mit Karl Goldmann (72) in Langenberg unterwegs ist, den erwarten keine trockenen Daten. Der Hobbyhistoriker würzt seinen Villen-Rundgang mit vielen Anekdoten.

Langenberg. Die Bücherstadt Langenberg hat nicht nur Bücher, den Sender, eine schöne historische Innenstadt und eine „wanderbare“ Umgebung mit Waldkletterpark. Langenberg hat auch sage und schreibe 43 Villen, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind und vom einstigen Wohlstand des Städtchens zeugen.

Die Geschichten zu den herrschaftlichen Anwesen und den Menschen, die dort einmal gelebt haben, kennt kaum jemand so gut wie Karl Goldmann(72). Der Rentner ist seit vielen Jahren Mitglied im Arbeitskreis Alt-Langenberg der Volkshochschule Velbert-Heiligenhaus, weil er sich für Geschichte im Allgemeinen und Langenbergs im Besonderen interessiert.

Nachdem der VHS-Arbeitskreis im August des vergangenen Jahres eine Bilderausstellung über die Langenberger Villen zusammengestellt hatte, kam Goldmann auf die Idee, einen Villen-Rundgang durch Langenberg anzubieten. „Natürlich können wir nicht alle Villen ansteuern, weil die topographisch auf verschiedenen Höhen liegen. Das würde viel zu lange dauern und wäre viel zu anstrengend“, sagt Goldmann.

Dafür hat er aber die schönsten Exemplare wie die Villa „Neuer Rosenberg“ oder die Villa Au, beide liegen an der Hauptstraße, herausgepickt.

Der Hobbyhistoriker betet nicht nur Daten und Fakten herunter, sondern erzählt unterwegs auch Geschichten und Anekdoten aus und über Langenberg. Doch nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart beleuchtet der 72-Jährige, wenn er sich beispielsweise darüber ärgert, dass die Arbeiten am Langenberger Bürgerhaus ruhen.

Auf den Villen-Rundgang Goldmanns wurde die Velbert Marketing GmbH aufmerksam und hat ihn in diesem Jahr erstmals ins Programm Stadtführungen unter dem Titel „Wohlstand und Reichtum in Stein“ mit aufgenommen.

Der Startpunkt des Rundgangs ist am Denkmal für die Heimseidenweber gegenüber der Hauptkirche. Dort erfahren die Teilnehmer, dass es der Seidenfabrikant Peter Lucas Colsman war, der mit seinem Freund, dem Färber Adolf Köttgen ein Verfahren entwickelte, die Seide fester zu machen, um sie so besser verarbeiten zu können. Langenberg wurde zu einem Dreh- und Angelpunkt der Seidenfabrikation.

Der Seidenfabrikant Gottfried Conze, der 1874 die Villa „Neuer Rosenberg“ bauen ließ, war im ausgehenden 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten Unternehmen im Deutschen Reich. „Sein Einfluss reichte bis nach Amerika“, sagt Goldmann. Im Jahre 1912 lebten in Langenberg 13 Millionäre — Reichtum, der sich in den prächtigen Villen widerspiegelt.

Sein Wissen über Langenberg, die Villen und ihre einstigen Bewohner hat Karl Goldmann auch aus Gesprächen mit dem heute 86-jährigen Eduard Colsmann, von dem er viel über die Fabrikantenfamilien erfahren hat.

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