Lessingstraße: Im „Zentrum“ ist Musik

Seit 40 Jahren ist das Jugendzentrum Lessingstraße eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche. Viele Bands gingen daraus hervor und traten jetzt beim Jubiläumsfest auf.

Neviges. Das Kinder- und Jugendzentrum an der Lessingstraße ist die älteste Einrichtung dieser Art der Stadt. Am Samstag feierte es sein 40-jähriges Bestehen mit einem Open-Air-Fest, für das die Lessingstraße gesperrt und mit einer Bühne versehen wurde.

Die Bands, die am Abend auftraten, bestanden aus ehemaligen Besuchern und Mitarbeitern des Zentrums. „Wir halten dem Haus die Treue“, sagte Mike Weber (49). „Ich bin mit zehn Jahren nach Neviges gekommen und in dieser Siedlung groß geworden.“

Später war er im Jugendzentrum zwölf Jahre lang als Sozialarbeiter tätig. „Mein Schwerpunkt war der Musikunterricht“, sagte Weber, der am Samstag mit den Bands „Querfeldbeat“ und einer Oldie-Combo die Bühne rockte. „Meine Motivation war, dass sich die Jugendlichen über die Musik definieren können, und dass sie Erfolgserlebnisse haben. Das Angebot hatte keinen schulischen Charakter, war aber mehr als reine Freizeitbespaßung.“

Einer seiner Schüler war Mike Klatt. Der heute 36-Jährige ist Behindertenpfleger und arbeitet ehrenamtlich im „Zentrum“: Jeden Freitag gibt er Gitarrenunterricht und damit die Kenntnisse weiter, die er früher an diesem Ort gelernt hat. Nach einem kurzen Versuch mit klassischem Gitarrenunterricht traf er im Nevigeser Jugendzentrum auf Gleichgesinnte. „Hier hat es funktioniert, weil hier meine Kumpels waren. Wir haben gemeinsam Musik gemacht und hatten die Möglichkeit, aufzutreten“, sagte er.

Die nächste Generation ist schon „auf Sendung“, wie Mike Klatt es formulierte: In seiner Gruppe befinden sich zwei E-Gitarristen, die ihm nacheifern: Christian und Sven (beide 14 Jahre) wollen eine Rockband gründen. „Eine Sängerin und einen Schlagzeuger haben wir auch schon“, sagte Sven. Wenn es klappt, wollen sie ihre Premiere im September beim Schülerband-Contest feiern, das im Jugendzentrum stattfindet.

Was auf musikalischem Gebiet wie gute Tradition wirkt, ist in anderen Bereichen des Jugendzentrums mit Wandel verbunden: „Vor zehn Jahren war der Schwerpunkt unseres Angebots noch der ,offene Bereich’, also eine ,Komm-und-geh-Struktur’“, erinnerte sich Sozialarbeiterin Corinna Schulz. „Mittlerweile tendieren wir zu Kreativangeboten mit festen Terminen.“ Dazu gehören eine Fotowerkstatt, eine Zumba-Tanzgruppe, ein Kochclub sowie das Internetcafé.

Auch bei der „Kundschaft“ hat sie im Laufe der Zeit Veränderungen festgestellt: „Viele Kinder und Jugendliche stehen stark unter Stress, weil sie oft bis 16 Uhr in die Schule gehen. Das Bedürfnis zu chillen, zum Nichtstun, ist gestiegen. Die Ruhezonen hier im Zentrum werden gern genutzt.“ Die braucht auch Corinna Schulz gelegentlich. Seit 22 Jahren arbeitet sie im Nevigeser Jugendzentrum — damals bestand das Team noch aus sechs Mitarbeitern, heute sind es nur noch zweieinhalb.

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