Sonderausstellung „Arbeitswelten“: Fotos voller Öl und Ruß

In einer Sonderausstellung im Schloss- und Beschlägemuseum wird gezeigt, wie sich die „Arbeitswelten“ Niederbergs in 100 Jahren verändert haben.

Velbert. Huf, CES, Engels und Wenke, Schulte-Schlagbaum, BKS: Es sind nicht nur Firmennamen, es sind Marken, die Velbert und die Region geprägt haben. Im Schloss- und Beschlägemuseum werden sie derzeit buchstäblich in einem Rahmen präsentiert, der neben der Technik auch die Menschen zeigt.

„Kommen Sie ruhig näher ran, sonst können Sie die Bilder gar nicht richtig sehen.“ Ulrich Morgenroth, Kurator des Schloss- und Beschlägemuseums, führte die Besucher am Samstag durch die Sonderausstellung „Arbeitswelten — Niederbergs Industrie in Fotografien“. Sie zeigt, wie sich die Arbeitswelt vor Ort im Laufe der vergangenen 100 Jahre verändert hat — unter anderem durch historische Panoramazeichnungen von Firmengeländen sowie Aufnahmen aus dem Nachlass des 2007 verstorbenen Pressefotografen Karl-Heinz Mietz.

In der Schweißerei sprühen die Funken. Ein Arbeiter in der Galvanik trägt gewaltige Schutzhandschuhe — und eine „Grease“-Frisur. Ölig und rußig war auch die Arbeit, erst recht, als noch Dampfmaschinen die Produktion antrieben.

„In der modernen Sicherheitsindustrie sind die Maschinen sehr viel präziser gefertigt“, sagt Morgenroth, der im Schatten der Hattinger Henrichshütte großgeworden ist. Schornsteine, wuchtige Eisenrohre, Feuer und Staub — alles, was die Schwerindustrie in der Region ausmachte, ist dem 43-Jährigen bekannt.

Das gilt auch für die Besucher: „Mein Vater hat früher bei Woeste gearbeitet, in der Temperguss-Fabrik an der Sontumer Straße“, erzählt Renate Calenberg. „Meine Schwester und ich haben ihm oft zum Mittagessen den Henkelmann vorbeigebracht, mit Eintopf oder Suppe.“

Zudem erinnert sie sich gern daran, dass er im Werkschor gesungen hat: „Der Chor hat immer im Haus Tonscheidt geprobt und dort auch seine Weihnachtsfeier veranstaltet.“ Das war in den 1950er Jahren. Die Fabrik ist mittlerweile eine Ruine. Wie berichtet, wird sie in Kürze abgerissen, das Gelände mit Wohnungen und einem Supermarkt neu bebaut.

Die Ausstellung, die seit einem Monat das Foyer des Museums einnimmt, entstand in Kooperation mit dem Velberter Stadtarchiv und der Heimatkundlichen Sammlung Abtsküche in Heiligenhaus. Eingerichtet wurde sie in der grauwandigen Kulisse der vorigen Knastschau „Weggeschlossen“: „Wir mussten darauf achten, ökonomisch zu sein“, erklärt Morgenroth den Umstand. „Außerdem kommen die Bilder durch den Kontrast gut zur Geltung.“

Schließlich verweist er die Besucher auf die Wönnemannsche Schmiede, die im Obergeschoss des Museums rekonstruiert wurde. In dieser Kulisse aus dem 19. Jahrhundert war Handwerk noch wörtlich zu nehmen. Sie gilt als „Velberter Heiligtum“, betont Morgenroth und ist stolz darauf, dass sich auch das diesjährige Prinzenpaar, das am Samstag im Forum Niederberg inthronisiert wurde, darin ablichten ließ. Tradition, die verbindet.

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