Tafel-Weihnachtspäckchen: Eine besondere Bescherung

In einer langen Schlange warteten am Freitag die Kunden der Tafel im strömenden Regen auf die Ausgabe der Päckchen.

Velbert. Zum Weihnachtsfest darf’s auch mal was Besonderes sein. Doch all die Schlemmereien und Köstlichkeiten, die Regale und Kühltheken füllen, bleiben vielen vorenthalten: Tausende Bedürftige und Alleinstehende in Velbert können sich an dem besonderen Tag nichts Besonderes leisten.

Die Velberter Tafel hat deshalb ihre Weihnachtspäckchen-Aktion ins Leben gerufen, damit Bedürftigen wenigstens ein komplettes Festessen an den Weihnachtstagen ermöglicht wird. Gut 480 Päckchen und Pakete waren nach einem Aufruf gespendet worden. Allein das Nikolaus-Ehlen-Gymnasium hatte am Donnerstag 127 Pakete vorbeigebracht.

Am Freitag war Ausgabe. Vor der Diakoniestation an der Bahnhofstraße hatte sich schon früh eine lange Schlange gebildet. Geduldig harrten die Wartenden in Regenschauern und Sturmböen aus, um eines der begehrten Päckchen zu bekommen. Die hatten die Tafel-Mitarbeiter im weihnachtlich dekorierten Saal auf langen Tischreihen abgestellt.

Ein Blick in die meistens offenen Pakete offenbarte schnell, dass sich die Velberter bei dieser Geschenkaktion nicht haben lumpen lassen: Leckeres für den Weihnachtsteller, Lebkuchen, Schoko-Nikoläuse, Kaffee, Wein, Sekt, eingeschweißte Schinken, feine Marmeladen, frische Ananas, Obst- und Gemüsedosen, Fleischkonserven, Backzutaten, aber auch Kerzen, Weihnachtsdekoration und Tischdecken.

„Ich bin überrascht, wie hochwertig doch viele Artikel sind — größte Hochachtung an die Velberter“, sagte Tafel-Helferin Monika Hülsiepen. Manche Spender hätten sogar noch persönliche Rezepte dazugelegt und eine Menüfolge vorgeschlagen. Etliche Pakete waren auch liebevoll dekoriert und verpackt. „Das sind unsere Überraschungspakete. Niemand weiß, was drin ist — das kann auch ganz reizvoll sein“, sagte Hans-Jörg Haase, Tafel-Leiter in Langenberg.

In der Regel schauten die Empfänger aber genau hin, was alles in den Paketen war. „Das hätte ich mir alles gar nicht leisten können“, sagte eine ältere Frau sichtlich gerührt, als sie ihr Päckchen ausgesucht hatte. „Kaffee, richtig guter Kaffee. So einen habe ich schon lange nicht mehr getrunken“, freute sich ein Rentner im abgetragenen Wintermantel.

Um kein Getümmel aufkommen zu lassen, durften immer nur jeweils fünf Personen in den Saal. Manche drehten mehrere Runden um die Tischreihen, was nicht so gern gesehen wurde. Auch Tauschversuche wurden unterbunden. „Das bringt nur alles durcheinander“, so Haase.

Dafür, dass vor allem türkische Tafel-Kunden genauer in die Pakete schauen wollten, hatte man aber Verständnis: Schweinefleisch und Alkohol lösen bei Muslimen nicht gerade Festtagsfreude aus. Als Dolmetscherin und Ansprechpartnerin half deshalb erstmals Merve Usta mit. Die junge Türkin, die vor dem Abitur steht und am Morgen noch eine Deutschklausur geschrieben hatte, beantwortete Fragen ihrer Landsleute nach den Inhaltsstoffen der Lebensmittel.

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