Werbegemeinschaft ärgert sich über Marktvergabe

Gegen den Willen der Politik übernimmt die „Marktgilde“ das Ruder in Neviges.

Werbegemeinschaft ärgert sich über Marktvergabe
Foto: Simone Bahrmann

Helmut Wulfhorst ist sauer. Seine Werbegemeinschaft wollte die Marktrechte für Neviges erwerben. Davon habe sich nicht nur der Bürgermeister in einem Vorgespräch angetan gezeigt, auch aus den Fraktionen sei Rückendeckung gekommen. Doch am Ende kam alles anders und der auswärtige Bewerber „Deutsche Marktgilde“ machte das Rennen (die WZ berichtete). Wulfhorst kann nicht fassen, wie es gelaufen ist: „Die in der Verwaltung wissen nicht mehr, was sie machen.“

Was war passiert? In diesem Jahr wurde die Vergabe durch ein Auswahlverfahren anhand von Fragebögen geregelt — unter Beteiligung der Politik. Das Problem stellt August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders) dar: „Niemand wusste, dass die Bögen zu einem verbindlichen Ergebnis führen sollten. Wir dachten, wir dürften noch in der Sitzung diskutieren.“

Auch Hans Küppers, der für die CDU in der Markt-Arbeitsgruppe saß, bestätigte, dass alle Fraktionen von dieser Vorgehensweise überrascht waren. Doch wie kommt es, dass das Fragebogen-Ergebnis nicht den Wünschen der Fraktionen entspricht? Erstmal haben zu den neun Politikern auch fünf Verwaltungsmitglieder Bögen ausgefüllt. Das ist nicht ungewöhnlich, andernorts regelt die Verwaltung die Vergabe im Alleingang.

Die Fragen selbst waren aber problematisch, so Küppers. „Viel zu oft musste man die Bewerber gleich bewerten“, sagt er. Wer ist vertrauenswürdiger? Welchen Eindruck machen die Stände? Die Fraktionen wurden oft zum Raten gezwungen. Küppers: „Die Werbegemeinschaft wäre uns lieber gewesen, weil sie aus Neviges kommt. Es gab aber keine Möglichkeit im Fragebogen, einen Bewerber deswegen zu bevorteilen.“

Die FDP gab ihren Bogen erst gar nicht ab. Fraktionschef Thorsten Hilgers sagte im Bezirksausschuss Neviges: „Wir konnten viele Fragen gar nicht beantworten.“

Obwohl in der gleichen Sitzung Beigeordneter Andres Wendeburg beteuerte, dass im Verfahren einiges schief gelaufen sei, hatte sich die Verwaltung gestern dann auf eine andere Sprachregelung geeinigt. Stadt-Sprecher Hans-Joachim Blißenbach: „Das war ein rechtlich einwandfreies Verfahren.“

August-Friedrich Tonscheid will genau das auf die Probe stellen. Er ist inzwischen dabei, Verwaltungsgericht und Kommunalaufsicht einzuschalten. Er fürchtet aber, dass die Stadt jetzt mit der Vertragsunterzeichnung aufs Gaspedal drückt.

Bei den Märkten in Mitte und Langenberg wird es ab dem 1. April ebenfalls eine Änderung geben. Der neue Betreiber: die Marktgilde.

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