Naturschutz: Verkehrsengel für Kröten

Kröten und Frösche wandern wieder. Damit die Tieren sicher die Straße überqueren können, helfen ihnen engagierte Menschen.

Velbert-Neviges. Unruhig tanzt der Lichtstrahl der Taschenlampe von Anne Schulze durch die Dunkelheit. Die Langenbergerin hat sich leicht über einen der grünen Absperrzäune gebeugt und untersucht nun nach und nach die Dunkelheit nach Kröten auf der Wanderung ab.

Seit drei Wochen ist sie mit ihrem Mann Wolfgang jeden Abend an der Deilbachstraße in Velbert im Einsatz und guckt, ob Tiere in den aufgestellten Eimern hinter den Fangzäunen gefangen sind. „Man weiß ja nie genau, wann es losgeht“, sagt Anne Schulze, die in diesem Jahr dem Nabu zum ersten Mal bei der Krötenwanderung hilft: „Wir wollten das immer schon machen, konnten uns bislang aber nie dazu aufraffen.“

Plötzlich tauchen in der Dunkelheit die Lichter von zwei Autoscheinwerfern auf, die sich rasch nähern. Die Straße ist momentan nur für Anlieger geöffnet, ein Hinweisschild klärt Autofahrer zudem über die Krötenwanderung auf. Trotzdem heizen viele von ihnen rücksichtslos die Strecke entlang. Allein Samstagabend wurden dabei zehn Tiere überfahren. „Viele Autofahrer lernen es leider nie“, sagt Frank Todt, Nabu-Stadtbeauftragter in Velbert. Zwar gibt es auch an der Deilbachstraße Krötentunnel, die unter der Straße entlang führen, doch wenn sich Autofahrer nicht an ein 30er Tempolimit halten, helfen selbst die nicht viel. „Bei höherem Tempo entsteht ein Unterdruck in den Tunneln und den Tieren platzen die Organe“, sagt Frank Todt.

Schon kehrt Anne Schulze von ihrem Streifzug am Krötenzaun zurück. „Der ist ganz schön lebendig“, ruft sie und zeigt den kleinen Hüpfer, der mit lautem Quaken immer wieder versucht aus dem Eimer zu springen. Die Augen des Nabu-Mannes hellen sich schlagartig auf: „Das ist ein Frosch, das freut mich aber.“ Während die Zahl der Kröten, die jedes Jahr in den Teich am ehemaligen Hotel Pax zurückkehren, konstant bei etwa 15 000 Tieren bleibt, ging die Zahl der Frösche kontinuierlich zurück. „Vor acht Jahren, als wir mit unserer Statistik angefangen haben, waren es noch über 700 Frösche. Im letzten Jahr haben wir nur noch eine Handvoll gefangen“, sagt Todt.

Am See setzen die beiden das Tier dann aus. Im Licht der Taschenlampe sieht man bereits überall Kröten sitzen, auch ein seltener Teichmolch ist zu sehen. Noch dauert es, bis die große Wanderung losgeht. Die Temperaturen sind mit sechs Grad in der Nacht inzwischen recht günstig, doch vielen Tieren ist es bislang ein wenig zu trocken.

„In drei bis vier Wochen könnte es vorbei sein“, sagt Frank Todt: „Ende Mai kann man im Teich die Kaulquappenschwärme sehen und Ende Juni gehen die Tiere dann wieder auf Wanderschaft.“ Doch bis dahin dauert es noch ein bisschen. Anne Schulze wird daher weiterhin Abend für Abend an den Zäunen entlanggehen und die Eimer kontrollieren.

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