Neandertalbrücke: LKW schleudert an einer Katastrophe vorbei

Transporter zerstört die Leitplanke der Neandertalbrücke auf einer Länge von 50 Metern. Das Neandertal wird gesperrt.

Erkrath. Die Leitplanke ist verbogen und hängt ebenso wie die Brückenplanke und der zerborstene Spritz- und Lärmschutz über der Neandertalbrücke am Erkrather Ortseingang. Polizisten und Feuerwehrleute sichern die Unfallstelle, sowohl oben auf der Autobahn als auch unten am Eingang zum Neandertal. Sie leiten den Verkehr um und sorgen dafür, dass nicht weitere Brückenteile auf die Mettmanner Straße herabfallen.

„Da sind wir an einem kleinen Super-GAU vorbeigekommen“, sagt Berthold Overs vom Umweltamt des Kreises Mettmann, der auf der Brücke das Einsatzgeschehen verfolgt, weil 500 Liter Diesel ausgelaufen sind. Auch der Erkrather Feuerwehrchef Guido Vogt spricht vom Riesenglück, das der leicht verletzte 52 Jahre alte Fahrer des Sattelzuges hatte, der in den frühen Morgenstunden die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte. „Ich bin sehr froh, dass der Lastwagen jetzt nicht da unten liegt“, sagt Vogt und blickt auf den Fuß der Brücke rund 20 Meter tiefer.

Auf der glitschigen und rutschigen Fahrbahn der A3 war der Lastwagen gegen 4.40 Uhr nach rechts von der Fahrbahn abgekommen. Der Auflieger fiel auf die linke Seite, riss von der Zugmaschine und durchbrach mit seinem Heck auf einer Länge von rund 50 Metern die Seitenschutzplanke und die Scheiben des Schallschutzes. Über die Brücke ragend blieb der Auflieger liegen. Teile der Ladung — Joghurt, Hähnchen, Wurst und andere Lebensmittel — fielen von der Brücke und landeten im Tal auf Erkrather Stadtgebiet.

Oben wie unten sind die Einsatzkräfte gefragt. Auf der Autobahnbrücke sichert die Polizei die Unfallstelle ab, führt den Verkehr einspurig vorbei. Die schwere Zugmaschine muss abgeschleppt, der Auflieger geborgen werden. Gegen 9.15 Uhr entscheiden Feuerwehr und Polizei, die A3 voll zu sperren, um die Leitplanke nach oben ziehen zu können.

Mit Seilwinden von gleich drei Einsatzfahrzeugen gelingt es, die Metallteile zu sichern. Ein Mitarbeiter von Straßen NRW verfolgt angestrengt das Geschehen, macht Fotos und ordnet an: „Alles neu.“ Auf einer Länge von 100 Metern müssen Leitplanke, Brückengeländer und Schallschutz erneuert werden. Die Leitplanke wird wenig später ersetzt.

Dass der Einsatz mehrere Stunden in Anspruch nehmen würde, ist nach der ersten Meldung von einer Ölspur auf der Autobahn nicht klar. Als aber das Ausmaß des Unfalls deutlich wird, alarmiert Vogt Kollegen von der Düsseldorfer Berufsfeuerwehr — auch, weil mehrere hundert Liter Diesel ausgelaufen sind.

Der Lastwagen hat anscheinend gerade vollgetankt. 1200 Liter Diesel verteilen sich auf zwei Tanks, von dem einer bei dem Unfall schwer beschädigt wird — 500 Liter laufen aus. Einen kleinen Teil streut die Feuerwehr ab, der Großteil läuft kontrolliert ab.

Weniger übersichtlich ist die Verkehrslage nach dem Unfall in Ratingen und zwischen Mettmann und Erkrath. Die Polizei leitet den Verkehr aus Mettmann auf seinem Weg durchs Neandertal vor dem Museum nach Erkrath-Hochdahl ab. Bei Redaktionsschluss war das Neandertal noch gesperrt.

Deutlich mehr Geduld war bei Autofahrern gefragt, die von Wülfrath aus über die Landstraße nach Ratingen zum Autobahnkreuz-Ost fahren wollten. Sie stenden kilometerlang im Stau.

„Ich habe von Velbert-Neviges nach Duisburg, wo ich arbeite, mehr als zwei Stunden gebraucht“, sagt Isalind Schönemann, nachdem sie eine Stunde lang zwischen Mettmann-Obschwarzbach und A 3-Anschluss nur im Kriechtempo vorangekommen war. „Im Verkehrsfunk hört man dann, dass es wieder ein Lastwagen ist, wegen dem die Autobahn gesperrt werden muss. Das nervt“, sagt sie.

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