Pippi bittet zur großen Party

Nach der Besetzung der Hauptrolle beginnen am 9. Mai die Proben für das neue Sommerstück auf der Freiluftbühne am Blauen See: „Pippi hat Geburtstag“.

Ratingen. Johanna Wagner kann mit Pferden. Damit allein macht sie zwar keine Karriere, es hilft jedoch ungemein, ihr Leben zwischen Mai und September nicht mit einer Aneinanderreihung von Panikattacken zu komplizieren. Bei einer ihrer Vorgängerinnen in der Rolle der Pippi Langstrumpf war die Affinität zu den kolossalen Tieren stark unterentwickelt.

Also keine Sorge: Wenn auf der Naturbühne am Blauen See in Ratingen bei der Premiere des neuen Stücks „Pippi hat Geburtstag“ am 12. Juni etwas scheut, dann ist dies höchstens der Schimmel-Wallach aus Krefeld, der als „Kleiner Onkel“ die Heldin durch ihre wilden Abenteuer tragen darf.

Und Pippi hieße nicht Pippi, wenn die Geburtstagsparty der frechen Göre pannenfrei dem eigentlichen Zweck dienen würde. „Es gibt wieder wilde Verfolgungsjagden, Autos zerlegen sich in ihre Einzelteile, die Polizei will Pippi während der Party ins Kinderheim bringen, es gibt Szenen auf dem Floß — vieles ist wie bei Bud Spencer und Terence Hill“, sagt Ralph Reiniger.

Der Mann kennt die Handlung im Detail, schließlich steht er als Regisseur dafür gerade, dass das dritte Stück um die Abenteuer von Pippi Langstrumpf in den vergangenen sechs Jahren auf der Freiluftbühne wieder ein unterhaltsames Familienvergnügen wird.

Daher sollten ihm echte und Kinder im Herzen an dieser Stelle vertrauen, wenn er verspricht, „dass am Ende des zweistündigen Stücks alles gut wird und Pippi doch noch ihren Geburtstag feiern kann“.

50 Aufführungen stehen zwischen Premierentag und dem 18. September auf dem Spielplan. Bei 1200 Sitzplätzen auf der überdachten Tribüne des Blauen Sees können über 50 000 Besucher Freilufttheater erleben. „So viele werden es aber wohl nicht“, sagt Tanja Bockelkamp vom Organisator Theater Concept. Betriebswirtschaftlich auf die Erfolgsspur biege das Stück ab rund 20 000 Besuchern ein. „Ab da decken sich die Kosten.“

Der Ritt auf dem „Kleinen Onkel“ — der Schimmel lebt während der gesamten Spielzeit auf dem Gelände — in die Gewinnzone hängt vor allem von der Glaubwürdigkeit der Hauptprotagonistin in einer Rolle ab, die in hunderttausenden Kinderköpfen als eigener Film abgelaufen ist. Welches Kind träumt nicht davon, mit eigenem Pferd in eigener Villa zu wohnen, mutig und das stärkste Mädchen der Welt zu sein?

Johanna Wagner auf jeden Fall. Auch wenn die heute 23-Jährige der typischen Zielgruppe entwachsen ist, muss die Schauspielerin aus Köln nicht lange überlegen, was ihr an der Rolle gefällt: „Kopflos rumtoben und Kind sein — das ist das Tolle.“

Aus 150 Bewerbern hat die gelernte Sprecherin und Schauspielerin zunächst eine erste Reduzierung auf 60 Kandidaten und ein zweitägiges Casting überstanden, bevor sie in der Entscheidungsrunde mit zwei weiteren Kolleginnen die Juroren überzeugen konnte.

„Dazu gehörte auch ein Vorreiten — wir haben da aus der Erfahrung gelernt“, sagt Regisseur Reiniger mit einem Schmunzeln. Johanna Wagner habe nicht nur durch ihr tolles Verhältnis zu Pferden überzeugt. „Sie ist ein lebendiger, fröhlicher Typ.“

Damit ihr das Lachen nicht vergeht, hat sich die Schauspielerin Disziplin auferlegt. „Das Stück ist sehr aufwendig, was Kraft und Ausdauer angeht.“ Und eine schwächelnde Pippi Langstrumpf — das ist unvorstellbar.

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