Prävention: Theater für die Sicherheit

Für das Fußgängertraining der Vorschulkinder schickt die Polizei Eltern auf die Bühne.

Kreis Mettmann. Max, Tim, Jule und Bello sind zwar nicht für immer (Puppen)-Geschichte, doch jetzt sorgen erst einmal Jule und Gerhard dafür, dass die zukünftigen i-Dötzchen sicherer im Straßenverkehr werden. Statt Puppentheater gibt es in der Verkehrsprävention der Polizei im Kreis Mettmann nämlich jetzt Theater mit richtigen Menschen.

Premiere war am Montag in Monheim, wo zwölf Eltern der Awo-Kindertagesstätte "Kunterbunt" dem Nachwuchs zeigten, wie man sich richtig auf dem Schulweg verhält. Schauspiel zur Verstärkung des Fußgängertrainings für Vorschulkinder in allen Monheimer Kindertagesstätten und Kindergärten.

Es war schwer einzuschätzen, wer das größere Lampenfieber hatte: die Eltern, die aber als Laienspielgruppe schon einschlägige Erfahrungen im Theaterspiel durch Auftritte bei verschiedenen Veranstaltungen im eigenen Kindergarten gesammelt hatten oder Jörg Guse. Der Polizeioberkommissar und örtliche Verkehrssicherheitsberater ist sonst Herr der Puppen.

Als Regisseur von Schauspielern aus Fleisch und Blut musste er jedoch auch erst einmal Erfahrung sammeln - und war am Ende hellauf begeistert. Gemeinsam wurde in den vergangenen drei Monaten ein Verkehrstheaterstück erarbeitet. "Wir haben aber nur zehnmal geprobt und am Sonntagmittag war erst die Generalprobe", ist Guse angesichts des Erfolges erleichtert.

Drei Auftritte vor rund 200 Monheimer Vorschulkindern hatten die Laienschauspieler gestern im Bürgerhaus Baumberg, und sie waren in der selbst gebauten Kulisse sichtlich mit Spaß bei der Sache. Dabei ist die Handlung des 30-Minuten-Stückes einfach gehalten: Die beiden sechsjährigen Nachbarskinder Jule und Gerhard haben ihren ersten Schultag und gehen in Begleitung ihrer Familien den Weg zur Schule.

"Nach links, nach rechts, nach links, da kommt nix", erklären die beiden i-Dötzchen das richtige Verhalten vor dem Betreten des Zebrastreifens. Schließlich haben die Eltern das richtige Verhalten lange genug geübt. Beispielsweise das Überqueren der Straße mit und ohne Ampelanlage, an einer Querungshilfe, an einem Zebrastreifen.

Doch was passiert, wenn der Nachwuchs den rechten Pfad des eingeübten Schulweges verlässt und stattdessen Schülern anderer Klassen nachgeht. Dann steht man schnell vor einem Problem: Unbekannter Weg, unbekannte Gefahren. Aber Jule und Gerhard meistern auch diese Unsicherheit. Als sie verspätet nach Hause kommen - hier der pädagogische Zeigefinger für die Eltern - gibt es keine Strafen. Schließlich handelt es sich um verständnisvolle Eltern.

Und gerade das Einbeziehen der Eltern in das Verkehrssicherheitstraining sieht Jörg Guse als großen Vorteil des neuen Konzeptes. "Wir als Polizeibeamte der Verkehrsdirektion sehen die Kinder vielleicht einmal im Jahr. Die Eltern können da viel besser eingreifen." Denn wer Kinder hat, sieht auch den Straßenverkehr mit anderen Augen.

Mögliche Gefahrenquellen wie Zebrastreifen, schnell fahrende Autofahrer oder falsches Hervorgtreten zwischen parkenden Autos sehen die Eltern. Mit diesen Verkehrssituationen kommen die Eltern als Erwachsene problemlos zurecht, ihre Kinder müssen sie erst noch lernen.

Da aufgrund der neuen Behördenstruktur zurzeit der Einsatz einer Puppenbühne nicht möglich ist - obwohl Jörg Guse an der Qualität des Puppenspiels festhält - soll das Stück kreisweit zum Einsatz kommen.

"Auch wenn die ,Kunterbunt’-Eltern jetzt richtig Lunte gerochen haben und das Stück noch einmal aufführen wollen, können sie nicht kreisweit agieren", so Jörg Guse. Polizeihauptkommissar Bernd Hildebrand als Leiter der Verkehrsunfallprävention hofft, auch andere Theatergruppen im Kreis für das Thema Verkehrssicherheit interessieren zu können.

Und beide Beamten sind sich sicher, dass man mit einem solchen Konzept auch Senioren informieren kann. Diese Bevölkerungsgruppe ist in der Unfallstatistik nämlich das zweite "Sorgenkind" der Polizei.

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