Private sind Doktors Liebling

Wie schnell ist beim Arzt ein Termin zu bekommen, und wie entscheidend ist dabei der Versicherungsstatus? Die WZ hat den Test gemacht.

Kreis Mettmann. Ärzte geben es nur ungern zu, aber Studien bestätigen es immer wieder: Wer kurzfristig einen Termin beim Arzt will, sollte besser Privatpatient sein. Denn die, so ist vielfach der Eindruck, werden häufig bevorzugt behandelt. Aber ist das wirklich so in den Arztpraxen im Kreis Mettmann?

Ein Anruf beim Augenarzt. Wie schnell bekomme ich einen Termin bei einer Bindehautentzündung? Bei einer Augenärztin in Erkrath klage ich über ein tränendes, gerötetes Auge. „Möchten Sie heute noch reinkommen?“, fragt mich die Sprechstundenhilfe. „Kommen Sie ab 14 Uhr, aber bringen Sie ein bisschen Zeit mit.“

Und wie sieht es mit einer simplen Kontrolluntersuchung aus? Ich rufe bei einem Augenarzt in Langenfeld an. Die erste Frage meines Gegenübers: „Wie sind Sie denn versichert?“ — „Privat“, behaupte ich. Woraufhin sich die Praxismitarbeiterin sogleich entschuldigt, dass ich dennoch etwas warten müsse. Ein Arzt sei ausgefallen, das verursache Terminprobleme. „In einer Woche um 16 Uhr kann der Herr Doktor Sie aber anschauen.“

Ich melde mich mit demselben Anliegen bei einem weiteren Arzt in Mettmann. Nach meiner Krankenversicherung wird nicht gefragt, und man bietet mir einen Termin in knapp einer Woche an.

Diesmal will ich es aber genau wissen. „Ich fahre nächste Woche in den Urlaub. Ginge es nicht auch noch etwas früher?“, frage ich und füge hinzu: „Ich bin Privatpatientin.“ Das zeigt Wirkung: „Das ist ja gemein“, entgegnet die Sprechstundenhilfe, so als ließe ihr dies gar keine andere Wahl, als mich vorzuziehen.

Nach dieser Erfahrung versuche ich es nun bei den Hautärzten. Ich rufe in einer Praxis in Hilden an und erkläre, dass ich meine Muttermale begutachten lassen möchte. Ich bekomme einen Termin in vier Tagen, nach meiner Versicherung fragt niemand.

Ganz anders bei einem Dermatologen in Ratingen: Erst in zwei Wochen will man mir hier einen Termin geben. „Ich habe aber ein auffälliges Mal, das macht mir Sorgen“, behaupte ich. „Sie können auch nächste Woche in die Notfallsprechstunde kommen, ab 8 Uhr“, schlägt die Sprechstundenhilfe vor. „Da müssen Sie aber bestimmt zwei Stunden warten.“ Also spiele ich wieder meinen vermeintlichen Trumpf aus: „Ich bin übrigens privatversichert.“ „Ach so“, entgegnet die Dame, als sei die Sachlage nun eine völlig andere. „Dann können Sie in die Privatsprechstunde kommen.“ Ohne Wartezeit versteht sich.

Ob das bei den Orthopäden auch so ist? Dort wartet man ja üblicherweise länger auf einen Termin. Das bestätigt sich: In einer Praxis in Velbert erreiche ich jemanden. Die Arthelferin sagt mir, ich müsse drei Wochen auf einen Termin waren. „Und als Privatpatient?“, frage ich. „Ich schaue mal nach. . .“ erwidert die Sprechstundenhilfe. „Ich habe mir das Knie verdreht und es ist ganz dick“, füge ich hinzu. „Na, dann ist es ja ein akutes Problem, das ist ohnehin etwas anderes“, sagt die Frau. „Das muss sich der Doktor gleich anschauen, falls etwas kaputt ist.“ Ich solle am nächsten Morgen um 8 Uhr da sein.

Auch in Langenfeld erreiche ich jemanden. Nach meinem Namen will man hier als erstes die Art meiner Versicherung wissen. „Privat“, sage ich. Erst dann fragt die Dame am Telefon nach meinen Beschwerden. „Ach, ich habe immer mal wieder Rückenschmerzen“, sage ich. — „Ist Ihnen morgen um 9 Uhr recht?“, lautet der Terminvorschlag.

Kurz darauf versuche ich es bei der selben Praxis wieder, diesmal unter einem anderem Namen. „Ich hätte gerne einen Termin für meinen Sohn“, erkläre ich der Arzthelferin. „Sein Kinderarzt sagt, sein linkes Bein sei erheblich kürzer als das rechte. Da soll sich dringend ein Orthopäde ansehen.“ In zwei Wochen kann er einen Termin bekommen. „Welche Krankenversicherung bitte?“ Ich nenne ihr eine bekannte Krankenkasse. „Und früher haben Sie für uns nichts mehr frei?“, will ich wissen. „Nein, gar nichts, bei beiden Ärzten nicht“, heißt es.

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