Projekt im Kreis Mettmann: Theater gegen den Schulfrust

Die Tafelputzer nehmen sich selbst und auch ihre Lehrer-Kollegen auf die Schippe.

Kreis Mettmann. Genau wie Lehrer haben auch Kabarettisten einen "Erziehungsauftrag". Die "Tafelputzer" sind beides - das erste und einzige Lehrerkabarett im Kreis Mettmann. Am Freitagabend stellte das Ensemble sein zwölftes Programm "Schule vor der (Q)Wahl" in der Aula des Lintorfer Schulzentrums vor.

"Der Frust hat uns zusammengeführt", verrät Ines Winz, Rektorin einer Grundschule in Erkrath. Frust über Theorie und Praxis im Schulalltag, über Reformdruck und immer neue Aufgaben, die auf den Lehrerstand abgewälzt werden sollen. Dieser Frust bekommt in den Programmen der "Tafelputzer" Hand und Fuß - und ein Gesicht.

Die Regie hat der inzwischen pensionierte Schulamtsdirektor Rudolf Otto übernommen. In der von ihm initiierten "Grundschulwerkstatt" lernten sich die zwölf Ensemblemitglieder (inklusive Techniker) aus dem gesamten Kreisgebiet 1996 bei einer Lehrerfortbildung intensiv kennen und schätzen.

"Wir wollen Situationen ironisieren und uns dabei durchaus auch selber auf die Schippe nehmen, aber nicht nur alles runterputzen", erklärt Otto. Immerhin kommen im Ensemble mit Grundschullehrern und Schulamtsmitgliedern eigentlich "natürliche Feinde" zusammen.

"Die Schulämter wollen immer nur das Beste, aber sie erreichen es leider nicht", erläutert Otto schmunzelnd. Wie er ist auch der Monheimer Bruno Benzrath nicht mehr im aktiven Dienst: "Die Grundschulen sind stets das Experimentierfeld für alle anderen Schulformen und kriegen somit alles als Erste ab", ist er überzeugt.

Der daraus entstehende Druck wird von den acht Damen und drei Herren auf der Bühne in kreative Energie umgewandelt: "Wir machen Kabarett aus Not, Frust und aus Spaß an der Freude", lacht Ines Winz - Kabarett als Selbstverteidigung.

Das Ensemble spielt fast ausschließlich in Schulen und meistens vor Lehrern - für Nicht-Pädagogen ist es nicht immer ganz einfach, dem sehr speziellen Geschehen zu folgen. Ein aktuelles Thema war die geplante Abschaffung der Förderschulen, die durch so genannte "Kompetenzzentren" ersetzt werden sollen. "Die Sonderpädagogen fahren dann bei Bedarf von Schule zu Schule - mit Blaulicht und Martinshorn."

Ganz nach dem Motto: Keine Panik, gleich kommt die Kompetenz. Durchaus selbstironisches Highlight war ein simuliertes "Vorsprechen" eines (über-) engagierten Paares in einer Vorzeigeschule, in der wirklich jede Macke als Zusatzbegabung angesehen wird, und mit einem speziellen Schwerpunktprogramm unterstützt werden soll. Bewegungsfreudig, bilingual und anthroposophisch.

Zuletzt stellte sich dann allerdings heraus, dass hier nicht etwa ein Kind eingeschult werden sollte, sondern einfach nur ein ganz normaler Hund.

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