86 Meisterwerke im Museum: „Gestochen Scharf“

Unter dem Titel „Gestochen Scharf“ werden ab Sonntag originale Werke druckgrafischer Kunst gezeigt — von Dürer bis Rembrandt.

Ratingen. Um Andrea Mantegnas „Bacchanal mit Silen“ zu sehen, muss man entweder in die USA fliegen, zum Pariser Louvre fahren oder am Sonntag ins Ratinger Museum gehen. Der originale Kupferstich aus dem Jahre 1494 zählt zu den kostbarsten Exponaten der Ausstellung „Gestochen scharf. Von Dürer bis Kirkeby“, die ab Sonntag bis zum 3. Februar im Haus an der Grabenstraße zu sehen ist.

„Von diesem Stich gibt es weltweit nur noch drei“, sagt Vize-Museumschef Klaus Thelen, der die Ausstellung als Kurator betreut hat. Der in Ratingen sei das einzige erhaltene unbeschnittene Exemplar, bei dem der Druckplattenrand sichtbar ist — eine absolute Kostbarkeit, über deren Versicherungswert diskret geschwiegen wird.

Doch nicht nur wegen dieser Rarität lohnt ein Besuch des Museums. Die Sonderausstellung zeigt 86 Meisterwerke druckgrafischer Kunst vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. „Das ist die Zusammenfassung und der Höhepunkt unserer Reihe zur Geschichte der Grafik“, sagt Museumsleiterin Alexandra König.

Die Werke stammen zum Großteil aus den Beständen des Freiburger Kunstsammlers und -historikers Franz-Armin Morat. Der Bogen der Werke zeichnet 600 Jahre Kunstgeschichte nach — von den ersten Kupferstichen im 15. Jahrhundert bis hin zu Werken der Gegenwart.

Die ältesten Stiche stammen von Martin Schongauer, der unter anderem zum Vorbild Albrecht Dürers wurde. Letzter ist selbst mit allen sogenannten Meisterblättern in der Ausstellung vertreten. Neben „Ritter, Tod und Teufel“, dem „Heiligen Hieronymus“ und anderen ist auch der bekannte Stich „Adam und Eva“ zu sehen.

Zu weiteren Kostbarkeiten der Sammlung zählen Werke von Rembrandt und Goya, aber auch von den Stechern der Rubens-Werkstatt und Stiche nach Vorlagen van Dycks. Zum Reigen der Tiefdrucke gehören Arbeiten des Expressionisten Max Beckmann sowie Werke des herausragenden Maler-Radierers Giorgio Morandi und Per Kirkeby.

Die frisch installierte Museumstechnik hat bei der Grafikschau ihre erste Bewährungsprobe. Die lichtempfindlichen Werke dürfen nur bei gedämpfter Beleuchtung gezeigt werden. „Wir müssen die Fenster abdunkeln, haben aber mit den dimmbaren LED-Leuchten dennoch ein besseres Licht als früher“, erklärt König.

Damit die Besucher die oft sehr filigran gearbeiteten Werke richtig würdigen können, werden am Empfangsbereich Lupen verliehen. So können auch die feinsten Linien richtig wahrgenommen werden. König rechnet mit einem starken Besucherandrang. „Das Interesse an Grafik ist sehr groß“, sagt sie.

Für die Ausstellung, zu der auch ein 96-seitiger Katalog erschienen ist (Preis: 20 Euro), wird wieder Eintritt genommen (drei Euro, 1,50 Euro ermäßigt). Die Auftaktschau nach der Sanierung war noch kostenfrei.

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