Das Schützensilber glänzt wieder

Goldschmiedemeisterin Andrea Schuster-Westerling säuberte im Museum Ratingen das wertvolle Metall der Schützen.

Ratingen. Generationen von Dienstmädchen und wackeren Hausfrauen haben sich der wenig nachhaltigen Tätigkeit gewidmet, Besteck, Kerzenleuchter und Schalen aus Silber zu reinigen. Jetzt machte sich Goldschmiedemeisterin Andrea Schuster-Westerling daran, das alte Ratinger Schützensilber zu säubern, das im Museum an der Grabenstraße aufbewahrt wird.

Es kam danach wieder in besonderes Papier — ist aber für die große Historienausstellung der Dumeklemmerstadt im Winter schon einmal vorbereitet. Den schwärzlichen Belag, den man auch mit einem Silberlöffel im Frühstücksei oder in der Erbsensuppe erzeugen kann, den zaubert auch feuchte Luft auf die silbernen Platten.

Silber läuft an, chemisch betrachtet, wenn es sich unter Anwesenheit von Sauerstoff mit Schwefelwasserstoff — auch aus der Luft — verbindet. Die Neuzeit hat mannigfaltige Mittel auf den Markt gebracht, mit deren Hilfe man nun diesen Belag entfernt, da mechanisches und wildes Putzen nach und nach die Blechstärke reduziert — wenn man mal bedenkt, dass einige der Platten Hunderte von Jahren alt sind.

Die Goldschmiedin verzichtet auch auf Silbertücher: „Dazu sind die einzelnen Platten zu fein ziseliert und zu aufwendig gestaltet — man kommt nicht in jede Ritze beim Putzen“ Also wird das Silber mit einer verdünnten Tauchbad-Lösung abgebürstet, dann nachgespült. „Und wenn ich dann die Platten noch poliere, sehen sie wie neu aus.“

Die Silberplatten waren in früheren Jahren noch mehr Stolz und vor allem Kapital der Bruderschaft; sie wurden gepflegt, gezählt, gewogen, in Kisten aufbewahrt und dann auch für gute Taten benutzt. So teilte im Jahr 1775 der Kirchmeister der Pfarrkirche mit: „Ich bescheinige andurch, wie dass die löbliche St. Sebastiani Bruderschaft dahier mir aus ihrem Silberwerk zum Zierat der Ehre Gottes und resped Pfahrkirchen dahier zwanzig Loth (das waren wahrscheinlich etwa 300 Gramm) Silber, um hieraus ein silbernes sogenanntes Schiffgen (einen Behälter für Weihrauch) verfertigen zu laßen, eingehändigt habe.“

Pastor Daniel Schilling bestätigte, dass dieses „Schiffgen“ beim Schützenhochamt benutzt wird. Dem Silber wurde große Aufmerksamkeit gewidmet; mal wurde ein Schützenkönig nachhaltig gemahnt, weil er zu seiner Amtszeit keine neue Platte hatte anfertigen lassen — er lieferte alsbald nach — mal wurde daraus Wertvolles wie die „Mösch“ gemacht.

Anfang des 19. Jahrhunderts verschwanden 26 Platten auf unerklärliche Weise. Es kam jahrelang keine neue Platte dazu, später bescherte ein bruderschaftlicher Schützenaufschwung auch wieder neues Silber, so dass im Jahr 1952 im Stadtmuseum 13 Platten deponiert und 20 an der Königskette angebracht waren, die vom König durch die Straßen getragen wird. Man spricht aktuell von einem Gewicht von 23 Kilogramm — die Zahl der Platten im „neuen“ Silber ist allerdings den Offiziellen nicht gegenwärtig. Am Freitag drehte es sich um 65 Silberplatten, die gereinigt, poliert und säurearm im Museum gelagert wurden. Ihre Stunde kommt noch.

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