Dezernenten ausgebremst

Der Stadtrat stimmte mit großer Mehrheit gegen eine weitere Amtszeit von Dirk Tratzig.

Ratingen. Vor neun Jahren galt er bei der Ratinger SPD als großer Heilsbringer, jetzt ließ sie Dirk Tratzig still und leise fallen: Beim Tagesordnungspunkt „Wiederwahl“ bekam der Personal-, Rechts- und Kulturdezernent in der Ratssitzung am späten Dienstagabend zwar noch die Stimmen der Genossen sowie der Ratinger Linke und einiger Grüner. Aber 34 Gegenstimmen und vier Enthaltungen standen einer neuen Amtszeit entgegen. Es war ein offenes Geheimnis, dass die SPD gar nicht erst versucht hatte, bei den anderen Parteien um Unterstützung für Tratzig zu werben.

„Es hat sich abgezeichnet, dass eine Wiederwahl durch die bürgerlichen Parteien nicht getragen würde“, erklärte SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow. Zugleich gab er zu, dass seine Partei „in vielen Punkten nicht so superglücklich“ mit Tratzig gewesen sei, seine Amtsführung als „optimierungswürdig“ angesehen wurde.

Wiglow selbst wies ihm unterstellte Ambitionen auf den Dezernentenposten zurück: „Das steht momentan überhaupt nicht zur Debatte. Meine Präferenz liegt klar bei der Politik.“ Zudem bedauere er persönlich die Abwahl Tratzigs. „Menschlich tut mir das sehr leid.“

2003 hatte die Ratinger SPD Tratzig fast wie einen Messias präsentiert: Er sollte bei der Bürgermeisterwahl dem CDU-Mann Wolfgang Diedrich Paroli bieten. Allerdings verpasste Tratzig die Stichwahl knapp gegen den späteren Wahlsieger Harald Birkenkamp. Ein Jahr später stand Tratzig erneut zur Wahl — diesmal als Dezernent. In seiner Amtszeit hat sich Tratzig mit manchen Entscheidungen nicht nur Freunde gemacht. „Er hatte es auch schwer, musste oft ausbaden, was andere ihm eingebrockt haben“, stellte ein Ratsmitglied fest.

In der Politik gibt es zudem Überlegungen, die Dezernentenstelle komplett einzusparen. Die Zuständigkeiten könnten dann auf die anderen Dezernenten umgeschichtet werden, sagte ein Mitglied der CDU-Fraktionsspitze. Jährliche Einsparung: gut 100 000 Euro Personalkosten.

Im nichtöffentlichen Teil gab der Stadtrat dann noch grünes Licht für eine Beteiligung an den Stadtwerken Mettmann. Die Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgung (Mega)) und die Stadtwerke Ratingen sollen sich gemeinsam um eine solche Beteiligung bewerben.

Die Bürgermeister beider Städte, Harald Birkenkamp und Daniel Zimmermann, sehen in der Kooperation und dem Engagement in Mettmann „einen wichtigen Schritt zur Zukunftssicherung der Unternehmen“, heißt es in einer Erklärung. Die beiden Geschäftsführer Udo Jürkenbeck und Friedrich Schnadt sind sicher, ein Angebot abgegeben zu haben, das zu einer erfolgreichen Partnerschaft führen könnte. Nun sei die Vergabestelle in Mettmann am Zuge.

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