Diese Politiker sorgen für die richtige Würze im Leben

Ursula und Wolfgang Müller aus Ratingen haben 1163 Salz- und Pfefferstreuer gesammelt — von Elvis bis Franz-Josef Strauss.

Ratingen. Freunde der klassischen Literatur würden bestimmt zu Goethe greifen, um sich ihr Frühstücksei zu salzen. Für Rock’n’Roll-Fans käme dagegen nur Elvis infrage, aus dessen Schmalztolle die weißen Körner rieseln. Seine Gitarre wäre gefragt, um das Steak zu pfeffern. Die Beatles stünden dafür auch zur Verfügung.

Tierfreunde hätten die Qual der Wahl: Bären, Enten, Hühner, Frösche, Schlangen, Hunde und Katzen, aber auch Dinos und Fantasiegeschöpfe. Und je nach politischer Ausrichtung könnten Gäste von Ursula und Wolfgang Müller (beide 62) auch zu Schröder, Merkel, Westerwelle, Gysi und anderen Politikern packen, um mehr Würze zu bekommen.

Denn die Politiker, Tiere, Dichterfürsten und Musiker verbindet eines: Sie sind Salz- und Pfefferstreuer und zieren die Regale im Esszimmer der Müllers. 1163 Paare haben sie mittlerweile gesammelt, dazu kommen noch ein paar Einzelstücke. Die Müllers haben nicht nur eine der größten Streuersammlungen in Deutschland, sondern betreiben auch das einzige virtuelle Salz- und Pfefferstreuer-Museum. Denn anzuschauen sind die unzähligen Figürchen nur im Internet. Mehr als 45 000 Besucher haben inzwischen die Seiten angeklickt.

Dort sind die kompletten Bestände abgebildet und katalogisiert — mit Angaben zu Größe, Alter und Herkunft. „Hier in den Regalen ist nur ein kleiner Teil. Die meisten sind in Kartons verpackt im Keller gelagert“, sagt Wolfgang Müller. Vom Platz her ließen sich gar nicht alle Stücke ausstellen.

Ihre Sammelleidenschaft begann in den 1980er-Jahren eher durch Zufall. Bei einem Schaufensterbummel hatte das Paar ein tolles Porzellan-Service gesehen, kurz zuvor aber schon ein neues bekommen. „Da hatten wir dann die Idee, nur den Salz- und Pfefferstreuer zu kaufen“, erinnert sich Müller.

Auf Urlaubsreisen, Trödel- und Handwerkermärkten wurde kräftig gesammelt, Freunde und Verwandte brachten immer wieder originelle Streuer mit. Vor allem aus den USA. „Die Sammler sind dort clubmäßig organisiert. Manche haben 17 000 Stück und mehr“, weiß Müller.

In den Vereinigten Staaten werden auch die meisten Salz- und Pfefferstreuer hergestellt: ob als Cola-Automat, Route-66-Zapfsäule (beleuchtet), Cadillac, Freiheitsstatue oder als Comic-Figur.

Inzwischen haben auch Porzellan-Manufakturen und Designer den Müllers besondere Stücke zukommen lassen oder eigens für sie angefertigt. Zu deren Lieblingsstreuern zählen Helmut Schmidt und Franz-Josef Strauss — mit Zigarette der eine, mit Bierhumpen der andere. Im Alltag nutzen die Müllers aber einen „0815-Streuer“.

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