Ein Hauch von Broadway beim Musical „Annie“

Zum 50. Geburtstag der Musikschule Ratingen brillierten die Darsteller des Stücks „Annie“ im Stadttheater.

Ratingen. Zwar gab es weder grelle Scheinwerfer noch einen roten Teppich vor dem Stadttheater, ein echter Hauch von Broadway wehte aber sehr wohl bei der Premiere des Musicals „Annie” am Samstagabend. Das Besondere an dieser aufwendigen Inszenierung: Auf der Bühne standen nicht professionelle Akteure einer Musical-Company, sondern aufstrebende Talente aus Ratingen.

Die städtische Musikschule hatte sich diese Mammutproduktion zum 50. Jubiläum zum Geschenk gemacht. Und so ging vor vollem Haus die abenteuerliche Geschichte eines kleinen New Yorker Waisenmädchens über die Bühne.

„Allein der Aufwand ist ja gigantisch, das wird bestimmt so toll wie die Joseph-Aufführung vor ein Paar Jahren“, war sich Besucher David Reuscher schon vor der Aufführung sicher.

Die gewaltigen Dimensionen dieses Unterfangens wurden schon daran deutlich, dass nicht alle Musiker im Orchestergraben Platz fanden, mit so großer Besetzung spielte das Jugendsinfonieorchester. Und auch auf der Bühne wurde es eng, wirkten doch knapp 200 Musiker und Sänger mit.

Vom ersten Takt der Ouvertüre an waren die Zuschauer im Geschehen: Das liebevoll von Ratinger Schülern gestaltete Bühnenbild zeigte das unverwechselbare Bild der New Yorker Skyline. Mit wenigen Handgriffen konnten die Bühnenelemente jedoch in jede beliebige Kulisse verwandelt werden, sei es in ein Waisenhaus, das Büro des Milliardärs Warbucks oder in die Straßen des Big Apple. Das war “Bühnenzauber” im besten Sinne.

Viel Fantasie stellten auch die Kostüme unter Beweis, manche Einfälle waren ebenso simpel wie genial: In einer Szene setzte sich ein Schauspieler eine Fellmütze mit Ohrklappen auf — und schon war er unverkennbar ein Hund.

Alles andere als improvisiert war die Leistung der Darsteller: Die Besucher erlebten das Ergebnis von Begeisterung, Disziplin und harter Arbeit. Leonie Drubel in der Titelrolle hatte ab dem ersten Auftritt das Publikum fest in der Hand. Nicht nur sang die Elfjährige ihren Part nahezu perfekt, sie spielte so frisch, überzeugend und charmant, dass man sie einfach ins Herz schließen musste.

Gleiches galt für Katharina Rosche und Nadine Schartmann, wobei letztere als stets betrunkene Ms. Hannigan für eine gute Prise Humor sorgte. Der erfahrene Schauspieler Jan Hütterott hielt sich in der Rolle des Mr. Warbucks zurück und ließ seinen jungen Kolleginnen den Vortritt.

Und auch das Zusammenspiel aller war rundum harmonisch: Orchester, Chor und Solisten arbeiteten Hand in Hand und ergänzten sich wunderbar. „Das ist wirklich toll gemacht und eine super Erfahrung für die jungen Darsteller. Das sollte die Musikschule öfters machen“, resümierte Marlene Jentsch bereits in der Pause.

Die Begeisterung des Publikums war absolut verständlich, denn die Ratinger „Annie” hat etwas, das den großen Profiproduktionen oftmals fehlt: Jede Menge Herz.

Annie: Leonie Drubel (Samstag)/ Aleksandra Alijeva (Sonntag)

Mr. Warbucks: Jan Hütterott

Ms. Hannigan: Nadine Schartmann

Grace: Katharina Rosche (Samstag)/ Julia Enders (Sonntag)

Rooster: Christian Kirchhof

Lily: Maxine Stief (Samstag)/ Clara Hütterott (Sonntag)

sowie: Andreas Köhr, Lea Waschull, Pia Hilfrich, Janna Drubel, Pia Feil und Hanna Lechner

Bühnenbild: Claudia von Hagke, Anja Garg und die Klasse 8c der Käthe-Kollwitz-Realschule

Maske: Cornelia Kaltenborn

Musikalische Leitung: Edwin Pröm

Regie und Choreografie: Felizitas Hoffmann

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