Erich von Gersum: Ein Tausendsassa mit Humor

Für sein Engagement in vielen Vereinen der Stadt erhält Erich von Gersum die Dumeklemmer-Plakette.

Ratingen. Großer Bahnhof für Erich von Gersum: Der Heimatverein Ratinger Jonges hat den 81-Jährigen wegen seiner besonderen Verdienste und seines vielfältigen ehrenamtlichen Engagements am Samstag mit der Dumeklemmer-Plakette ausgezeichnet.

Rund 200 Gäste waren zu der Ehrung im Ferdinand-Trimborn-Saal der Musikschule gekommen — so viele wie noch nie. Alles, was im Ratinger Sport und Brauchtum Rang und Namen hat, wollte Erich von Gersum seine Reverenz erweisen. Selten gab es ein solches Einvernehmen über die Entscheidung des Jonges-Vorstands, von Gersum mit der Plakette, „dem Verdienstkreuz der Ratinger Bürgerschaft“ wie es Laudator Gero Keusen formulierte, auszuzeichnen.

Mit Keusen, Chef der St. Sebastiani-Bruderschaft, hatten die Jonges den zweiten Glücksgriff getan: Seine Laudatio zeichnete nicht nur den Lebensweg und das vielfältige Engagement von Gersums nach, sondern war mit ihren zahllosen Anekdötchen und Histörchen so unterhaltsam und kurzweilig, dass die Dreiviertelstunde wie im Flug verging.

Keusen versäumte nicht, ausdrücklich von Gersums Ehefrau Lore und den Töchtern für deren Verständnis und Unterstützung zu danken: Sie hätten sicher auch unter der Mitgliedschaft des Ehemanns und Vaters in elf Vereinen gelitten und ihn auch vermisst, „wenn er im Bermuda-Dreieck des Ratinger Brauchtums- und Sportvergnügens abgetaucht war“.

„100 Jahre aktive Vereinszugehörigkeit in 81 Lebensjahren“ — diese Formel spiegelt von Gersums umtriebige Art wider, bei der er aber nie seine lausbubenhafte Art verloren hat. „Sportverrückt“ sei er, betonte Keusen, dabei galt seine große Liebe vor allem dem Ratinger Verein Germania 04/19, dessen Geschicke er jahrelang mitgestaltete. Dafür riskierte er auch mal handfesten Familienkrach, als er sich einst heimlich von der Geburtstagsfeier seiner Tochter schlich, um bei einem Auswärtsspiel dabei zu sein. Der Verein dankte ihm später eine solche Treue mit Ehrenvorsitz und -mitgliedschaft.

Im Winterbrauchtum ist Erich von Gersum ebenfalls tief verwurzelt. 1981 war er Prinz Karneval, danach bis 2005 im „Dream-Team“ des Karnevalsausschusses engagiert. Mit Hanno Paas, Günter Vogel, Wilfried Schwassmann und Werner Rohe war man der „fünfblättrige Glücksklee“, der den Ratinger Karneval gemanagt und zur Blüte geführt hat. Von Gersums Organisationstalent und seinem „schlitzohrigen Humor“ (Keusen) konnte kaum einer widerstehen.

Bei den Tell-Schützen hat Erich von Gersum vor 31 Jahren eine weitere „Familie“ gefunden, die höchsten Weihen der Königswürde blieben ihm allerdings versagt. Mit seiner zupackenden Art und seiner Lebensfreude drückte er der Kompanie im Laufe der Jahrzehnte dennoch seinen Stempel auf. Der lange Beifall für Keusens Laudatio machte deutlich: Er hatte den Anwesenden aus dem Herzen gesprochen.

„Das ist mir alles sehr nahe gegangen“, sagte zu Tränen gerührt und mit stockender Stimme von Gersum nach der Verleihung der Plakette. Und als er sich ausdrücklich bei seiner Frau Lore für die vielen Jahre der Geduld und Nachsicht bedankte, spendete der Saal stehend Applaus.

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