Gitarrenbauer Sascha Proske: Er weiß, wie Hölzer klingen

Sascha Proske baut mit einem Kumpel Gitarren. Die Werkstatt ist sogar in New York bekannt.

Ratingen. In der New Yorker Gitarrenszene sind die Ratinger Sascha Proske und Robby Rybol Tagesgespräch. Das Fachmagazin „Guitar Connoisseur“ widmet den beiden in seiner neusten Ausgabe mehrere Seiten und berichtet ausführlich von der kleinen, aber feinen Gitarrenmanufaktur in „Ratingen/Germany“.

Fender, Gibson, Ibanez — diese großen Namen der Gitarrenhersteller kennt jeder, aber „Gamble Guitars“? Proske und Rybol machen sich daran, mit ihren handgefertigten Custom-Gitarren zumindest qualitativ in die Champions League der Gitarrenbauer aufzusteigen.

„Seit ich 15 bin, haben mich Gitarren fasziniert“, sagt Sascha Proske. Vor fünf Jahren kaufte der heute 34-Jährige alte und beschädigte Instrumente, reparierte und peppte die Exemplare auf, um sie zu verkaufen. „Dann kam die Idee, Gitarren zu bauen.“ Als gelernter Werbetechniker hatte er schon mal keine zwei linken Hände — und mit Kumpel Robby Rybol als gelerntem Schreiner einen idealen Mitstreiter. Die erste selbst gebaute Gitarre haben sie immer noch, eine „Bluesrocker“ aus amerikanischer Sumpfesche mit einem Palisander-Griffbrett. „Da könnte jemand 10 000 Euro bieten — die geben wir nie her“, sagt Proske.

In der Werkstatt in einem Hinterhof an der Straße am Westbahnhof liegen Blöcke und Bretter aus feinsten Edelhölzern: Rio Palisander, Honduras Mahagoni, Ebenholz, geriegelter Ahorn. Die Blöcke sind teilweise bis zu 30 Jahre gelagert — und mit dem Holzschutzsiegel zertifiziert.

An den Wänden hängen Schablonen für Korpus, Hals, Griffbrett und Kopfplatte. Auf Regalen stehen Gläser und Dosen mit Beizen und Lacken, in kleinen Schubfächern lagern Perlmuttscheibchen „von Muscheln“ und kleine Vierkantstücke aus Büffelknochen — für die Stege. „Man muss wissen, wie die Hölzer klingen“, sagt Proske. Mahagoni habe einen warmen Ton, Ahorn klinge obertonreicher, Sumpfesche „knalliger“.

Bis zu 120 Euro kostet ein Mahagoniblock, aus dem ein Gitarrenkorpus gefräst wird. Am Anfang mussten die beiden Lehrgeld bezahlen, wenn die Fräse nicht so arbeitete wie geplant.

Neben besten Materialien — auch bei den Tonabnehmern, Schaltern, Reglern kommt nur Top-Qualität zum Einsatz — stecken rund 80 bis 100 Arbeitsstunden in einer Gitarre. Haben die Kunden Sonderwünsche, dauert’s noch länger. „Ein Profimusiker, der sich bei uns seine Traumgitarre bauen lässt, möchte Noten als Perlmutt-Intarsien im Griffbrett haben“, erzählt Proske. Das treibt den Preis nach oben.

Auch das Design beeinflusst die Kosten: Neben der Hochglanzoberfläche durch Nitrolack setzen die Gitarrenbauer auch Spezialöle ein. Die werden in rund 20 Arbeitsschritten mit 12 000er-Schleifpapier in das Holz einpoliert. „Die Top-Hölzer gibt es in der Masse gar nicht für die Großproduktion“, sagt er.

Zwei Modelle haben Proske und Rybol zurzeit im Sortiment: die „Rockfire“ und die „Bluesrocker“. Grundpreis: 2500 beziehungsweise 1990 Euro. Mit Sonderwünschen hinsichtlich der Hölzer oder des Designs sind aber schnell 4000 Euro erreicht.

„Noch können wir nicht davon leben. Aber das ist unser Ziel“, sagt Proske. Rybol hat einen Job in einem Baumarkt, Proske verdient seinen Lebensunterhalt für sich und seine Familie als Berater für Baufinanzierungen. „Und was übrigbleibt, stecke ich hier rein.“

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