Große Sorgen um Indoor-Spielplatz

Dagmar und Jürgen Scholzen betreiben an der Gothaer Straße einen Indoor-Spielplatz und haben finanzielle Probleme.

Große Sorgen um Indoor-Spielplatz
Foto: Achim Blazy

Ratingen. „Aufgeben ist für uns keine Option“, sagen Dagmar und Jürgen Scholzen wie aus einem Mund. Worte, die nach dem, was das Ehepaar in den vergangenen Monaten durchgemacht hat, alles andere als selbstverständlich sind.

Im März 2013 haben sie im Gewerbegebiet an der Gothaer Straße auf 3000 Quadratmetern einen Indoor-Spielplatz eröffnet. Während sich Politik und Verwaltung vor allem Sorgen machen, dass das gesamte Gewerbegebiet nach dem Umzug von Mitsubishi nach Ost eine Mega-Brache wird, kämpft das Ehepaar um seine Existenz.

Davon hat auch Bürgermeister Klaus Pesch gehört, der sich die Sorgen der Ratinger vor Ort aus erster Hand anhört. Tun kann er freilich wenig: „Ich hoffe sehr, dass es den beiden gelingt, ihren Traum weiter zu leben.“ Alles fing damit an, dass es noch vor der Eröffnung Stress mit der Hausbank der Scholzens gab. Die stand plötzlich nicht mehr hinter der Idee, empfahl dem Ehepaar sogar noch vor der Eröffnung, in die Insolvenz zu gehen. Da waren schon mehr als ein Jahr Planung und erste Arbeiten vergangen. 800 000 Euro investierten das Ehepaar und der Vermieter in die Hallen. „Die vom Vermieter beauftragten Architekten waren absolute Fachleute, nur leider nicht für solch eine Anlage. Es kamen plötzlich immer mehr Ausgaben für den Brandschutz hinzu, die so nicht eingerechnet waren“, erzählt der 49-Jährige.

Zwei freie Tage in den vergangenen Jahren, jeden Tag fast 16 Stunden in den Hallen haben ihren Tribut gefordert: „Vor einiger Zeit bin ich hier zusammen gebrochen, habe einige Tage im Koma gelegen“, so der Familienvater, der eigentlich aus dem Einzelhandel kommt, nach seiner Arbeitslosigkeit dann aber den Neustart mit dem Indoor-Spielplatz wagte. Bereut hat er den Schritt bisher trotz aller Strapazen nicht: „Wenn Sie sehen, was die Kinder für einen Spaß haben, dann ist das einfach schön. Da weiß ich, dass ich das Richtige getan habe.“ Sein Problem: Die zusätzlichen Ausgaben für den Brandschutz haben den kompletten Werbeetat aufgefressen. Seit der Eröffnung kann er nur auf soziale Medien setzen: „Hier in der Nachbarschaft wissen die wenigsten, dass wir hier sind und was wir machen“, so Scholzen.

Maximal 600 Personen dürfen sich gleichzeitig in den Hallen aufhalten. An guten Wochenenden werden diese Zahlen recht problemlos erreicht — fast überwiegend mit Gästen aus dem Umland.

Aus dem Ruhrgebiet, vom Niederrhein und sogar noch weiter weg kommen die Familien nach West. Dabei ist sogar noch eine dritte Lagerhalle gar nicht in Betrieb genommen worden — Spielgeräte, Farben und Böden fehlen noch. „Um das zu machen und endlich die nötige Werbung starten zu können, fehlen uns 80 000 bis 100 000 Euro“, sagt Jürgen Scholzen. Trotz angestrengter Suche haben sie immer noch keinen Investor gefunden. Und auch der Vermieter sitzt ihnen mittlerweile im Nacken, er will endlich sein Geld sehen.

Doch erst einmal läuft der Betrieb weiter. 18 Mitarbeiter haben die Scholzens beschäftigt. Trotz der scheinbar ausweglosen Situation hat Jürgen Scholzen seinen Idealismus nicht verloren: „Wenn ein kleiner Junge vor mir steht und nur 50 Cent für das Eis hat, was 60 Cent kostet, gebe ich es ihm natürlich trotzdem.“

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