Hartnäckige Kommissarin überführt Schläger aus Linienbus

Weil er zwei jungen Frauen zu Hilfe kam, wurde ein Ratinger (50) durch einen Schlag mit einer Flasche schwer verletzt. Ein 22-Jähriger soll der Täter sein.

Ratingen. Sie vernahm Zeugen und ermittelte, obwohl es fast aussichtslos schien, den Täter noch zu finden. Doch jetzt, nach gut fünf Monaten, konnte Kriminaloberkommissarin Diane Dulischewski den jungen Mann aus Ratingen überführen, der Ende Juni einen 50-Jährigen in einem Bus attackiert und ihm eine Bierflasche auf den Kopf geschlagen hat. Das Opfer musste wegen Gesichtsverletzungen behandelt werden, Scherben wurden operativ entfernt. Wie es dem 50-Jährigen heute geht, ist nicht bekannt.

„Der Kommissarin ließ es einfach keine Ruhe, dass jemand für seine Zivilcourage noch bestraft wird und die Täter ungeschoren davonkommen“, sagt Ulrich Löhe, Sprecher der Kreispolizei. Denn der 50-Jährige hatte in dem Bus zwei junge Frauen in Schutz genommen, die von dem 22-Jährigen und weiteren alkoholisierten Randalierern massiv bedrängt und belästigt worden waren.

Die jungen Männer waren gegen 0.50 Uhr auf dem Heimweg — mehrere Stunden nach dem Spiel Deutschland gegen Griechenland bei der Fußball-Europameisterschaft. Ihre „Freude“ über den Sieg des deutschen Teams ließen sie unter anderem an der Deckenbeleuchtung des Busses aus.

Als sie auf die jungen Frauen losgingen, die am Ratinger Ostbahnhof zugestiegen waren, griff der 50-Jährige ein. Er forderte die Gruppe auf, die Frauen in Ruhe zu lassen. Daraufhin kam es zu der Attacke mit der Bierflasche. Der Mann fiel durch den Schlag rückwärts aus dem Bus und blieb bewusstlos am Boden liegen. Der 22-Jährige und die anderen Randalierer verließen den Bus, einzelne traten laut Polizei noch auf das wehrlose Opfer ein, bevor sie flüchteten.

„Der Busfahrer hatte da schon die Polizei alarmiert“, sagt Löhe. Ihm könne kein Vorwurf gemacht werden. „Es hat auch niemand geahnt, dass die Situation derart eskaliert, wie später aus den Zeugenaussagen klarwurde.“

Überführen konnte Kommissarin Dulischewski den 22-Jährigen nur, weil sie im Zuge anderer Ermittlungsverfahren mit jungen Leuten diese immer auf den Fall ansprach. „Sie fragte, ob sie nicht etwas wüssten. Und irgendwann hat einer gesagt, dass er den Täter kennt, der mit der Bierflasche zugeschlagen hat“, so Löhe.

Gegen den Ratinger, der nach Polizeiangaben schon mehrfach mit Köperverletzungsdelikten aufgefallen ist, wurde ein Strafverfahren eingeleitet. „Wir haben ihn auch schon zur Vernehmung vorgeladen. Er ist aber bis jetzt nicht erschienen“, sagt Löhe.

Sollte er weiterhin nicht erscheinen, werde es eine gerichtliche Vorladung geben. Gründe für eine Festnahme — etwa Fluchtgefahr — lägen aber zurzeit nicht vor. Deshalb werde der 22-Jährige auch nicht in Untersuchungshaft genommen.

Durch die Vernehmung des Haupttäters hofft die Polizei, auch den anderen Randalierern auf die Spur zu kommen.

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