Lange Nacht der Industrie: Einblick in ein weltweites Netz

Bei der langen Nacht der Industrie öffnete Vodafone seine Türen. Besucher erfuhren, wie Kommunikation heute funktioniert.

Ratingen. Martin ruft Sonja an, um ihr zu erzählen, dass in Oberbayern schon Schnee liegt. Sonja kann sich das kaum vorstellen, denn sie sitzt gerade in Palma auf Mallorca am Strand und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Beiden ist dabei wohl nicht klar, was für ein logistischer Aufwand hinter diesem Gespräch von Handy zu Handy steckt.

Einen kleinen Einblick in die Hintergründe erhielten die Besucher der langen Nacht der Industrie bei einer Führung durch das Technikzentrum von Vodafone. Paul Metz, Diplom-Ingenieur und Abteilungsleiter im Bereich Netzwerktechnik, stimmt die Gäste auf das ungewöhnliche Erlebnis ein: „Normalerweise sind das Abteilungen, die man nicht zu sehen bekommt. Aber hinter Mobilfunktechnik steckt sehr viel mehr, als man im Elektrofachhandel kaufen kann.“

Martin ruft also Sonja an. Der Ruf geht zuerst einmal zur nächsten Basisstation — das sind auf dem Land die Funkmasten, in der Stadt werden die Antennen auf schon vorhandene hohe Gebäude gesetzt. Ralf Gawlyta, Regionalleiter Technik: „Natürlich ist es deutlich günstiger, vorhandene Infrastruktur nutzen zu können, als selbst einen Funkturm zu errichten.“

Basisstationen decken jeweils sogenannte Funkzellen ab. Deren Dichte hängt von den topographischen Gegebenheiten und der Anzahl der Nutzer ab. Je mehr Berge, Bäume oder Menschen es gibt, desto mehr Basisstationen sind nötig. Von der Basisstation geht Martins Ruf per Glasfaserkabel oder Richtfunk an die nächste Vermittlungsstelle. Die Vermittlungsstelle fragt im deutschen Netz an, wo denn die Sonja steckt — auf Mallorca. Dorthin wird Martins Anruf nun vermittelt.

Das spanische Vodafone-Netz schickt einen Rundruf an alle Basisstationen in Palma, wo es anfragt: „Hallo, ist Sonja in eurer Funkzelle?“ Sobald das Handy lokalisiert ist, beginnt es zu klingeln und Martin kann Sonja vom Schnee erzählen. Ralf Gawlyta: „Das Ganze dauert nicht wirklich länger als ein Gesprächsaufbau innerhalb Deutschlands. Die Signale gehen nahezu mit Lichtgeschwindigkeit durch die Leitungen. Die einzigen Verzögerungen entstehen in den entsprechenden Schaltstellen, wo die Rufe in die gewünschten Zielgebiete umgelenkt werden.“

Damit all das reibungslos und weltweit funktioniert, wird das gesamte Netz rund um die Uhr überwacht — auch eine Aufgabe der Mitarbeiter in Ratingen. Paul Metz: „Hier werden das Mobilfunknetz und das Festnetz geplant und optimiert, die Netze werden konfiguriert, der Auf- und Ausbau wird von hier gesteuert, die Pflege der Netze ebenfalls.“

Dabei kann auch im Fall eines mehrtägigen Stromausfalls nichts passieren: Notstromaggregate stehen bereit, um die Versorgung zu übernehmen. Sollten auch diese ausfallen, kann allein durch Akkus der komplette Betrieb mindestens vier Stunden aufrechterhalten werden. Sicherheit wird groß geschrieben — damit Martin Sonja auch erreichen kann, ganz egal, wo sie sich gerade befindet.

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