Lückenschluss A 44: Homberger fürchten sich vor Verkehrschaos

Die Stadt Heiligenhaus räumt Fehler in einer Vorlage ein. Die Grünen in Ratingen wollen mehr Beteiligung an Planungen.

Lückenschluss A 44: Homberger fürchten sich vor Verkehrschaos
Foto: Achim Blazy

Ratingen. Offenbar viel zu früh sind Pläne bekanntgeworden, wie die Baustellenverkehre für den Weiterbau der A 44 geführt werden sollen. In Homberg läuteten bereits die Alarmglocken, als die Stadt Heiligenhaus in einer Vorlage ausgerechnet die Dorfstraße für den Baustellenverkehr vorsah. Im jüngsten Verkehrsausschuss der Stadt Heiligenhaus ruderte die Verwaltung zurück, räumte einen Fehler ein und nahm die Dorfstraße aus ihrem Baustellenkonzept heraus — aber ausdrücklich nur für Lastwagen.

Der Füstingweg solle nun als Ableitung für die Lastwagen dienen, die von den Straßen Schneppersdelle und In der Brück kommen. „Auf Heiligenhauser Stadtgebiet muss in erster Linie noch die Brücke Angertal errichtet werden. Die Andienung der Baustelle erfolgt so weit als möglich über die Trasse. Um die Stützen zu bauen, ist jedoch auch die Anfahrt über kommunale Straßen und Wege nötig“, heißt es in der Vorlage. Das Konzept sieht vor, dass die Brückenbaustelle von der Ratinger Straße aus im Einrichtungsverkehr angefahren wird. Und zurück eben über Homberg.

Der Homberger Ratsherr Hermann Pöhling hat sich mit seinen Heiligenhauser Ratskollegen zusammengeschlossen und will an diesem Thema dran bleiben. „Wir wollen nicht warten, bis uns die Ratinger Verwaltung eine fertige Vorlage präsentiert, die wir nur noch abnicken können“, sagte er gestern. Für ihn steht fest: „Die Dorfstraße für Baustellenverkehr geht gar nicht — auch nicht für Pkw, die ebenfalls solche Baustellen anfahren.“

Es sei klar, dass man zusätzliche Wege bräuchte, wenn Autobahnen auf der grünen Wiese errichtet werden. Es sei auch klar, dass man nicht immer — wie beispielsweise bei der Eisenbahn — über bereits fertige Trassen anfahren könne. Aber neben der viel zu engen Dorfstraße sei auch die Schneppersdelle schlicht nicht geeignet — auch nicht für den beabsichtigten Einbahnverkehr: „Viel zu eng.“

Das Gleiche gelte auch für die „Kreuzung“ Schneppersdelle/Füstingweg: Die sei gerade für einen Pkw befahrbar, für Lastwagen müsse sie ausgebaut werden. Offenbar, so mutmaßt Pöhling mit Hinweis auf vorsichtige Andeutungen von Ratingens Baudezernent Jochen Kral in der jüngsten Ratssitzung, seien Grundstücksverhandlungen mit den Landwirten noch gar nicht angelaufen oder nicht beendet.

Doch es habe bereits zur Abstimmung der Andienung Vorgespräche mit der Deges, der Stadt Ratingen und dem Bürgerverein Hofermühle gegeben, heißt es in Heiligenhaus. „Und was ist mit der Ratinger Politik?“, fragt Pöhling und spricht von „Geheimverhandlungen“.

Der Baustellenverkehr dürfte jedenfalls das tägliche Chaos auf der L422/Brachter Straße durch Homberg auch außerhalb der Stoßzeiten zementieren. Schon jetzt fürchtet man sich dort vor der Teilfertigstellung der A44 bis zur nahen Hofermühle. Damit ist frühestens in ein bis zwei Jahren zu rechnen. In Homberg glaubt niemand dem von Straßen.NRW in Auftrag gegebenen Gutachten, das lediglich eine zweiprozentige Zunahme des Verkehrs durch den Autobahnanschluss prophezeit. Denn klar ist: Wer auf der Autobahn ist, fährt bis zum Ende durch. „Und Autobahnen locken weiteren Verkehr an“, so Pöhling. Er kann sich höchstens eine kurzzeitige Entlastung der Brachter Straße durch den fertigen Lückenschluss (ab 2020) vorstellen: „Die Kalklaster werden nicht bis zur Autobahn hochfahren.“ Für ihn ist das Gutachten auch nur der Vorwand, um nicht die völlig marode Ampel an der Dorfstraße/Brachter Straße erneuern zu müssen. Sie gilt als Grundübel für die täglichen Staus.

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