Oma und Opa ersetzen Kita

Der zweijährige Finn muss derzeit ohne seinen geliebten Kindergarten auskommen.

Oma und Opa ersetzen Kita
Foto: Janicki

Der zweijährige Finn versteht die Welt nicht mehr. Seit Februar ist er jetzt in seinem Kindergarten eingewöhnt, und nun fährt seine Mutter Nina Hempel daran vorbei, ohne ihn dort abzusetzen. Stattdessen verbringt er Zeit mit Oma und Opa.

Schon seit über zwei Wochen sind die Türen der Einrichtung wegen des Erzieherstreiks verschlossen. Seitdem hat sich sein Tagesablauf völlig verändert. Bisher gab es für Finn einen festen Rhythmus für Essen, Spielen und Schlafen. Von acht bis etwa 14.30 Uhr blieb er in der Kita, während seine Mutter Nina Henkel arbeitete.

Nachmittags hatte sie dann viel Zeit für ihn. Doch nun ist bei der Mutter Organisationstalent gefragt. Sie muss sich um eine alternative Betreuungsmöglichkeit für ihren Sohn kümmern. Als sie von den Erziehern von der temporären Schließung erfuhr, hatte sie sich zunächst für drei Tage Urlaub genommen, um die nächste Zeit zu planen.

„Ich weiß gar nicht, was ich ohne meine Familie machen würde. Freitags frage ich jetzt bei Finns Großeltern nach, ob und wann sie in der kommenden Woche Zeit haben, auf ihren Enkel aufzupassen und schaue nach, wann mein Mann Christopher einspringen kann. Ich selber gehe vermehrt nachmittags, an Wochenenden und Feiertagen arbeiten. Am Sonntag kann ich dann meiner Chefin Bescheid geben, welche Schichten ich in der kommenden Woche übernehmen kann“, erzählte die berufstätige Mutter.

Sie habe sich bewusst gegen eine von der Stadt angebotene Notunterbringung entschieden, da sie ihrem Sohn, der sich gerade erst an seinen Kindergarten gewöhnt habe, keine neuen fremden Erzieher und Räumlichkeiten zumuten wolle. Finn sei zu jung dafür, ein Spielball des Streiks zu werden, so Hempel.

Grundsätzlich kann die Mutter die streikenden Erzieher verstehen. Wer möchte nicht mehr Geld bekommen? Aber dass der Streik auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werde, dafür habe sie kein Verständnis. Genauso wenig für die Tatsache, dass sie für die Zeit der Nicht-Betreuung weiterhin Kindergartenbeiträge zahlen soll. „Bei einem kurzen Warnstreik von ein zwei Tagen ist das ja noch okay. Aber für eine so lange Zeit? Und eine Einigung ist nicht in Sicht“, sagte sie.

Trotz allem lobte sie das Verhalten der Erzieher in „ihrer“ Einrichtung. Sie haben sich bei Streikankündigung sehr dafür interessiert, ob jeder eine alternative Betreuungsmöglichkeit gefunden hatte. Sie haben auch eine Whats-App-Gruppe gegründet, um die Eltern in Sachen Streik auf dem Laufenden zu halten.

Finn und seine Eltern haben im Gegensatz zu anderen Familien Glück, noch läuft bei ihnen alles mehr oder weniger rund. Aber eine Dauerlösung ist die Situation nicht.

Und an dem Zweijährigen geht die Situation nicht spurlos vorbei. „Viel Zeit mit den Eltern zu verbringen, findet er zwar toll und die Zeit bei Oma und Opa ist ebenfalls schön, aber die Zeit im Kindergarten ist für Finn auch wichtig. Er hat jetzt viel mehr Energie in sich und weiß nicht wohin damit. Er vermisst das Spielen mit den Gleichaltrigen und spricht viel von den Erziehern“, sagte Nina Hempel.

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