Stadt stellt rechter Jugendband Probenraum zur Verfügung

Die Gruppe hatte im Februar einen Auftritt im Jugendclub West. In Kürze spielt sie als Vorband auf einem Rechtsrock-Konzert.

Ratingen. Allem Anschein nach hat die Stadt Ratingen, ohne es zu wissen, eine Jugendband gefördert und ihr einen städtischen Probenraum zur Verfügung gestellt, die demnächst als Vorgruppe bei einem Konzert einer rechtsextremen Band spielen wird. SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow hat Donnerstag diese Informationen an Sozial- und Jugenddezernent Rolf Steuwe geschickt und um Klärung gebeten.

Seit Mitte Dezember 2012 existiert die Band „Pressekönige“, gegründet von drei jungen Ratingern im Alter zwischen 17 und 19 Jahren. Wie einige andere Bands auch nutzen sie regelmäßig den Probenraum im städtischen Jugendclub West an der Erfurter Straße. Dort fand am 15. Februar auch die Präsentation der zweiten „Rockbar“-CD statt — eingespielt und produziert von jungen Musikern der Einrichtung, finanziell unterstützt von der Stadt und der LEG.

Bei der Präsentation hatten alle acht Bands, die regelmäßig im Musikraum proben, einen Auftritt bei dem Live-Konzert. In einer städtischen Mitteilung hieß es anschließend: „Sowohl die ,Pressekönige’, ,Krossfire’ und ,Oger’, die alle ihr Debüt auf einer Bühne gaben, konnten dabei voll überzeugen. Sie gelten als Anwärter bei der geplanten Produktion einer dritten Auflage der ,Rockbar’.“

Jetzt kam heraus, dass „Pressekönige“ am 8. Juni als Vorband bei einem Rechtsrock-Konzert der Band „Kategorie C — Hungrige Wölfe“ im Ruhrgebiet auftreten wird. Auf ihrer Facebook-Seite weisen die drei Ratinger auch unverblümt darauf hin und zählen sogar die Tage bis dahin. „Kategorie C“ wird der rechtsextremen Hooliganszene zugeschrieben und wurde vom Bremer Verfassungsschutz als „gewaltbereite Rechtsextremisten“ eingestuft. Ein konkreter Veranstaltungsort für das Konzert wird nicht angegeben, Infos soll es erst am Konzerttag „über die Infotelefone“ geben — ein übliches Vorgehen bei rechtsextremen Gruppen.

Jugenddezernent Rolf Steuwe ließ die Umstände Donnerstag sofort prüfen und seine Mitarbeiter befragen. Nach ersten Erkenntnissen sei die Band („die können mehr schlecht als recht zwei Lieder spielen“) weder durch ihr Verhalten noch durch Inhalte ihrer Songs aufgefallen. Es habe bislang keine Hinweise auf irgendeine rechte Ausrichtung gegeben.

Steuwe: „Es wird in Kürze ein Gespräch mit den drei jungen Leuten stattfinden. Wir werden versuchen, sie noch ,einzufangen’.“ Sollte sich allerdings herausstellen, dass sich „rechtsextremes Gedankengut verfestigt hat“, werde der Band die Nutzung der Probenräume untersagt. „Bei politisch extremen Positionen werden wir eine scharfe Linie ziehen und keinerlei Unterstützung mehr gewähren.“

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