Tipps zur Pflege auf einen Blick

Zu Hause alt werden soll mit dem Pflegestützpunkt in der Innenstadt leichter werden.

Ratingen. Wer denkt, dass er den neuen Pflegestützpunkt des Kreises nicht braucht, ist vielleicht einfach noch zu jung. Oder es ist die Scheu, sich einzugestehen: „Ich kann bald nicht mehr weiter.“

Wer Angehörige oder Nachbarn mit immer mehr Aufwand pflegt oder wem die eigene Gesundheit versagt, der schiebe oft auf, selbst um Hilfe zu fragen, erklärt Barbara Wefel, Sozialamt.

Der Pflegestützpunkt kommt in die Stadt — zweimal wöchentlich und zentral gelegen bietet künftig die Ratinger Dependance ihre Beratungszeiten an. Gestern eröffneten Vertreter von Stadt, Kreis und AOK das gemeinsame Angebot mit einer Info-Stunde in der Begegnungsstätte Tiefenbroich.

„Wir wollten die Auftaktveranstaltung erst bei der AOK machen. Aber in Velbert waren 50 Leute und deshalb haben wir einen größeren Raum genommen“, sagt Sozialamtsleiter Erhard Raßloff.

Und tatsächlich holt das Thema fast ebenso viele Ratinger Interessenten, Ratsleute und Pflegeprofis zur Einweihung. Sie wollen wissen, wer die Beratung macht und wie die Hilfen mit dem bestehenden Angebot verzahnt sind.

Der Pflegestützpunkt ist ein zusätzliches Angebot, betont Kreisdirektor Martin Richter. Es gebe bereits sehr gute Beratung in den Heimen, bei den Kassen und beim sozialen Dienst, die es zu vernetzen gelte: „Wir setzen nur einen oben drauf.“

Die Beratung sei neutral hinsichtlich der Kranken- und Pflegekasse. Und: Der Kreis wolle lernfähig bleiben, das Angebot entsprechend der Nutzung der nächsten Monate anpassen. „90 Prozent der Bürger möchten einen Termin zu Hause vereinbaren“, sagt Raßloff.

Ein Vorteil, weil die Berater so die Lebenssituation der Ratsuchenden sehen. Die Beratung vor Ort biete außer der Stadt die AOK seit zwei Jahren, sagt Ingrid Kleyboldt (AOK): „Das geht von der Antragstellung bis zur Organisation.“

Im Pflegestützpunkt soll es zunächst Informationen geben: „Wir haben Material allgemeiner Art in mehreren Sprachen, auch Türkisch und Polnisch. Es kommt darauf an, dass sich die Leute trauen“, sagt Berater Holger Rudloff.

Die Sorgen, dass sie übereilt untergebracht werden, will das Team den Ratsuchenden nehmen: „Ziel ist immer, die Heimaufnahme so lange wie möglich hinaus zu zögern“, sagt Gesine Beckers vom Sozialamt.

Hintergrund für das Engagement des Kreises für die Pflege seien die Finanzen, erklärt Martin Richter: „Die Kosten werden sich in 18 Jahren verdoppeln. Ich kann nicht zusehen, wie mir die Kreishaushalte weg sprengen.“

Wenn durch bessere Beratung und Vernetzung nur wenige Prozent eingespart werden könnten, bleibe Geld frei für andere Aufgaben. „Die Vernetzung bei der Wohn- und Pflegeberatung ist aus Sicht der Stadt zwingend notwendig“, bestätigt der städtische Beigeordnete Rolf Steuwe.

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