U3-Plätze ungerecht verteilt

Die Gesamtquote stimmt. Doch während Ost 84 Prozent Versorgung erreicht, schafft es West gerade einmal auf 19 Prozent.

Ratingen. Fast eine Dreiviertel Million Euro soll die Stadt Ratingen noch in diesem Jahr vom Land für den Ausbau von U 3-Plätzen in Kindergärten erhalten. Geld, das dringend gebraucht wird. Zwar steht die Stadt bei der Versorgungsquote eigentlich ganz gut da (im Gegensatz zum Land NRW, das bundesweit Schlusslicht ist) und erreicht die zur Erfüllung des Rechtsanspruchs erforderliche Quote schon heute. Der Stadtrat hatte in Voraussicht auf die zu erwartende deutlich höhere Nachfrage bereits eine höhere Quote von 40 Prozent beschlossen.

Doch die Versorgung ist nicht überall gleich gut: In Mitte und Tiefenbroich wird die Quote deutlich verfehlt, in West mit 19 Prozent sogar nicht einmal zur Hälfte erreicht. Am besten stehen Homberg und Ost da, wo die Versorgungsquote mit 84 Prozent mehr als übererfüllt wird.

Da die Nachfrage für die U 3-Betreuung mittelfristig steigen wird, strebt die Stadt eine Quote von mindestens 50 Prozent an. Wenn die beiden bereits geschlossenen Einrichtungen Calor-Emag und Felderhof gebaut werden, klappt es auch mit der Quote. Doch für diese beiden viergruppigen Kindergärten sind noch keine Landeszuschüsse bewilligt.

Im Jugendamt setzt man deshalb verstärkt auf die Tagespflege. Die rettet jetzt schon die Quote, weil es in Kitas nicht genügend Plätze gibt. Rein rechnerisch sollten 70 Prozent der U 3-Plätze in Kitas, 30 Prozent in der Tagespflege liegen. Tatsächlich ist das Verhältnis aber 60 Prozent Kita (334 Plätze) zu 40 Prozent Tagespflege (227 Plätze). Ursprünglich war die Stadt von 160 Tagespflegeplätzen ausgegangen.

Obwohl hervorragende Arbeit geleistet wird, sieht man die hohe Zahl der Tagespflegeplätze mit gemischten Gefühlen: Sie sind nämlich auf Dauer schwer planbar. Falls Tagesmütter sich kurzfristig aus diesem Job zurückziehen, wirkt sich das unmittelbar auf die Erfüllung des Rechtsanspruches im U 3-Bereich aus. Um alles konstanter und planbarer zu gestalten, werden künftig Tagespflegeverbünde (maximal neun U 3-Plätze) gebildet, die mit Kitas kooperieren sollen.

Noch kein Heilmittel ist allerdings für die miserable Versorgung in West und Tiefenbroich in Sicht. Die von der Stadt übernommene Kita St. Josef kann nicht erweitert werden, weil in der Nähe eine Ferngasleitung verläuft. Außerdem gibt es in West viel weniger Tagesmütter.

Mit der Fokussierung auf die U 3-Plätze ist die Ü 3-Versorgung ein wenig ins Hintertreffen geraten. So ist nicht zuletzt durch die Umwandlung vieler Plätze der Versorgungsgrad bei den Drei- bis Sechsjährigen, für die schon lange ein Rechtsanspruch besteht, stadtweit auf 84 Prozent gesunken — in Breitscheid, Tiefenbroich und West sogar noch darunter. Lediglich Ost kann wieder eine Traumquote von 105 Prozent ausweisen. Dennoch sei kein Kind „unversorgt geblieben“.

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