Vier Jahrzehnte Homberg-Süd

Wo es einst nur Wiesen und Äcker gab, leben heute mehr als 3000 Menschen. Karl Otto Schank ist ein Mann der ersten Stunde.

Homberg. Rübenäcker und Felder, dazwischen ein paar Feldwege — mehr gab es nicht südlich der Meiersberger Straße vor 40 Jahren. Heute leben auf diesem Gelände weit mehr als 3000 Menschen. An diesem Wochenende blicken die Bewohner von Homberg-Süd zurück auf die vier Jahrzehnte ihrer Siedlung.

Karl Otto Schank (65) ist ein Mann der ersten Stunde. Er arbeitete damals in der Bauabteilung der Deutschen Bauernsiedlung, einer gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft, die schon 1966 den Homberger Bauern 53 Hektar Ackerland abgekauft hatte, um es mit Siedlungshäusern zu bebauen. „Mindestens 600 Quadratmeter — so groß mussten die Grundstücke sein“, erzählt er.

Abgegeben wurden die Flächen vorrangig an Flüchtlinge aus dem Osten, die auch Erfahrung in der Landwirtschaft haben mussten.

Schließlich galten die Grundstücke auch als „Nebenerwerbsstelle“: Der Anbau von Obst und Gemüse sowie Hühner- und Kaninchenhaltung waren obligatorisch. Schank: „Der Andrang war so groß, dass die Grundstücke verlost werden mussten.“

36 D-Mark kostete der Quadratmeter im ersten Bauabschnitt — voll erschlossen. Benzin kostete je Liter 57 Pfennig, Heizöl 19. Einen Laib Brot gab’s für 1,50 Mark. Der durchschnittliche Monatslohn betrug laut Schank aber auch nur 964 Mark.

1972 waren die ersten Holzpflöcke in den Boden geschlagen worden, mit denen die Grundstücksgrenzen abgesteckt wurden. Dann wurde gebaut. Für ein Haus mit 100 Quadratmetern Wohnfläche mussten etwa 100 000 D-Mark aufgebracht werden. „Heute kostet hier allein ein Quadratmeter Boden 320 Euro“ sagt Schank, der 1975 in sein eigenes Häuschen zog.

Die neue Siedlung wuchs rasant: Hatte es 1972 50 Häuser gegeben, waren es 1975 schon 500. Die Einwohnerzahl kletterte in dieser Zeit auf 2000. „Aber rundherum gab es nichts: kein Geschäft, kein Arzt, nichts“, erzählt er. „Die Brötchen musste man im Dorf holen. Und für Getränke gab es einen Garagenverkauf.“

Die Infrastruktur musste noch aufgebaut werden. 1976 wurde die Grundschule eingeweiht, ein Jahr später der Kindergarten. 1981 nahm der erste Supermarkt seinen Betrieb auf, dann eine Reinigung. Anschließend wurde das Gemeinde- und Begegnungszentrum eröffnet.

„Man kannte sich untereinander, man feierte zusammen — legendär war das Hoffest im Sommer 1977, bei dem alle mit angepackt haben“, sagt Schank.

Der neue Stadtteil im Süden war aber auch eine große Bereicherung für die alten Homberger im Dorf. Ohne die vielen Neubürger wäre es wohl nie zur Gründung eines Schützen- und eines Karnevalsvereins gekommen, auch der Sportverein TuS Homberg hätte ohne die vielen neuen Mitglieder vielleicht in diesem Jahr gar nicht sein 100-jähriges Bestehen feiern können.

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