Rauchverbot: Feiern ohne Qualm — geht das?

Nicht nur Kneipen, sondern auch Hallen und Festzelte müssen bald qualmfrei sein. Shisha-Bars droht sogar das Aus.

Kreis Mettmann. Das strikte Rauchverbot in Nordrhein-Westfalen bezieht sich ab 1. Mai 2013 nicht nur auf Gaststätten, sondern auch auf Brauchtumsveranstaltungen. Denn in Festzelten sind Zigaretten ab dann ebenfalls tabu. Wie wird die Regelung im Kreis Mettmann bewertet? Die WZ hat sich umgehört.

„Vielleicht wird es schwerer, manche Veranstaltung vollzukriegen“, spekuliert Peter Hense, Sprecher des Ratinger Karnevalsausschusses. Andererseits könnten auch künftig Leute zu den Karnevalssitzungen gehen, die bislang die verqualmten Räume gescheut hätten. In der Stadthalle sei das aber nie ein Problem gewesen, da sie über eine leistungsstarke Lüftungsanlage verfüge. In kleineren Sälen hat es aber schon mal dicke Luft gegeben. Hense: „Generell haben wir auch beobachtet, dass trotz der Erlaubnis in der Stadthalle immer weniger geraucht wurde. Viele sind von selbst nach draußen gegangen.“

Durchweg gute Erfahrungen hat Bernd Bormacher, Sitzungspräsident der Monheimer Schwalbenjecke, mit dem Rauchverbot gemacht. Die Jecken haben das bereits in der vergangenen Sitzung durchgezogen. Hintergrund ist die Tatsache, dass der Verein in einer Schul-Sporthalle feiert.

Dort gilt laut Bormacher bereits Rauchverbot. „Da waren 1300 Leute. Es ist Monheims größte Sitzung. Aber vielleicht gerade einmal eine Handvoll Rauchern stand vor der Halle. Von einer großen Saalflucht konnte keine Rede sein“, sagt er.

Sabrina Surrey, die in der Wülfrather Innenstadt die „Stadtschänke“ betreibt, hält nichts vom Nichtraucherschutzgesetz: „Für mich bedeutet es eindeutig mehr Arbeit und weniger Geld.“ Als Gastwirtin habe sie schließlich dann zwei Bereiche zu überwachen — das Lokal und den Außenbereich, wohin sich die Raucher begeben. Außerdem befürchtet sie „viel Ärger wegen möglicher Lärmbelästigungen“.

Eine weitere Angst: „Es werden mehr Leute abhauen, ohne ihre Deckel zu zahlen, weil sie wissen, dass die Kontrolle schwieriger wird.“ Außerdem müsse man darauf achten, dass niemand sein Glas mit rausnimmt, „da ich für den Bereich draußen keine Ausschanklizenz habe“.

Die Kneipenkultur werde durch das Gesetz kaputtgemacht. Surrey: „Eine Abschiedsparty für das Rauchen werde ich nicht veranstalten. Höchstens eine Trauerfeier zur Verabschiedung der Freiheit der Deutschen.“

Das Rauchverbot gilt auch für Shisha-Bars. Doch was machen die Betreiber solcher Gastronomiebetriebe, in die die Menschen extra kommen, um sich eine Wasserpfeife zu gönnen? Cem Kilic von der „Oase-Yalova“ in Ratingen hat darauf keine Antwort: „Ich bin ratlos, was ich ab Mai dann machen soll. Die Leute kommen ja extra zu mir, um Shisha zu rauchen. Deshalb ist es auch absurd, dass das Rauchverbot für uns gilt“, sagt er.

Mit bis zu 70 Prozent Einnahmeeinbußen rechnet er ab kommenden Mai. „Das Lustige an der ganzen Sache ist nur: Mit dem Rauchverbot sollen die Nichtraucher geschützt werden. Aber es sind meistens genau diejenigen, die gerne eine Shisha rauchen, die sonst aber nie eine Zigarette anrühren würden.“

Axel Brockmann, Kneipier und Betreiber der „Postwirtschaft“ an der Bahnstraße in Erkrath: „Meine Gaststätte ist sowieso ein Nichtraucherlokal. Ich habe mit dem Rauchverbot nur gute Erfahrungen gemacht. Ich bin selbst Raucher und empfinde es inzwischen als angenehm, wenn nicht mehr geraucht wird.“

Brockmann begrüßt die einheitliche Regelung, die ab Mai gilt. „Wir sind ja nicht die Ersten, die das machen. Lass es eine Woche gelten, dann haben sich alle daran gewöhnt.“

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