Sankt Martin: Der heilige Mann sitzt auf einem neuen Ross

Im Reitstall von Heinz Witting stehen 25 Pferde, die Martinszüge begleiten. Eines davon ist Neuling „Silent Hill“.

Ratingen. Das Fell glänzt, die Mähne ist gekämmt und den Kopf trägt der Hengst aufrecht, geradezu stolz. „Silent Hill“ ist ein Prachtexemplar von Pferd — und stark im Springen. „Silent Hill“ ist ein Oldenburgisches Sprungpferd und hat schon den ein oder anderen Titel auf Meisterschaften gewonnen.

Doch in den kommenden Tagen wird der Schimmel andere Qualitäten unter Beweis stellen müssen: Gelassenheit und Gehorsam. „Beides macht nämlich ein gutes St. Martinspferd aus“, sagt Heinz Witting.

Er ist der Besitzer von „Silent Hill“ — und von vielen anderen Pferden. Witting gehört der Reitstall im Ratinger Schwarzbachtal. 1995 hat er ihn von seinem Vater übernommen. Dieser hatte schon 1971 damit angefangen, die Pferde des Stalls an Martinsvereine, Kindergärten oder Schulen zu verleihen, damit die Kinder die Geschichte um den Heiligen Reiter bei den Martinszügen in der Region live erleben können. Insgesamt haben die Pferde des Reitstalls 45 Einsätze.

Witting hat schon oft den heiligen Mann gemimt — bei Umzügen in Erkrath, Düsseldorf, Ratingen und Mettmann. „Ich mag es, wenn ich sehe, wie die Kinder sich über mich als St. Martin freuen“, sagt Witting. Überhaupt sei er ein Fan des Festes. Besonders den Umzug in Mettmann Metzkausen mag er. „Das ist so herrlich geschmückt dort.“

Aber nicht jedes Pferd aus dem Stall ist geeignet, um bei einem St. Martinszug mitgehen zu können. „Das Pferd muss einen guten Charakter haben, ruhig und unerschrocken sein“, sagt Witting. Deshalb seien es meistens ältere Pferde, die für den Job als Martins-Pferd infrage kommen.

Bei Witting stehen 25 charakterfeste Pferde im Stall, die die Kriterien erfüllen — darunter auch Kaltblüter, die von den Rittern, die den heiligen Martin begleiten, geritten werden.

Die Tiere üben Wochen vorher in der Reithalle ihren Einsatz. Sie müssen Hindernisse umgehen und Scheinwerferlicht aushalten. „Die Leuchten stellen wir in der Halle auf, um das Licht der Martinsfackeln und des Feuers zu simulieren. Schließlich muss ich als St. Martin nah an ein Feuer ranreiten. Das Pferd darf dabei nicht durchgehen.“

Bis jetzt habe das auch immer funktioniert. „Unfälle hat es noch nie gegeben. Kein Kind ist je unter die Hufe gekommen. Und noch nie ist ein Pferd durchgedreht.“

Wenn, dann seien Kleinigkeiten passiert, „dann hat sich der Mantel vielleicht mal zwischen den Beinen des Pferdes verheddert oder das Pferd hat dann doch etwas gezögert, als es den Bettler sah“.

Bei „Silent Hill“ ist Witting gespannt, wie er seine Aufgabe meistern wird. „Ich bin aber guter Dinge“, sagt der passionierte Reiter. Spezielles Futter oder andere Leckereien zur Motivation oder Beruhigung bekommt der Hengst nicht vor seinem Einsatz. „Nur eine Spezialpflege fürs Fell, damit es schön glänzt im Laternenschein.“

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