Schauspieler Günter Lamprecht und Claudia Amm: Die Angst ist geblieben

Die Schauspieler Günter Lamprecht und Claudia Amm sprechen über ihre Lesungen in Ratingen – und das Trauma von Bad Reichenhall.

Ratingen. Der Attentäter, ein 16-jähriger Schlosserlehrling, tötet drei Menschen, verletzt sechs weitere schwer und nimmt sich schließlich selbst das Leben. Die Tat ist längst aus den Schlagzeilen verschwunden - doch das schreckliche Ereignis an jenem 1.November 1999 ist Schauspieler Günter Lamprecht und seiner Lebensgefährtin Claudia Amm im Gedächtnis, als sei es gestern geschehen.

Günter Lamprecht über den Amoklauf, bei dem er und seine Lebenspartnerin schwer verletzt worden waren

Nach dem Amoklauf in Bad Reichenhall vor mehr als zehn Jahren hat sich das Leben für die beiden verändert.

Die Inhaber des Ratinger Buchcafés Peter und Paula, Bernhard Schultz und Anne Gansen, hatten die beiden Schauspieler eingeladen, damit sie für ihre Lesungen in Ratingen werben. Doch immer wieder erzählen Amm und Lamprecht aus ihrem bewegten Leben, als Schauspieler, als Privatperson - und als Paar, das seit nunmehr 30 Jahren zusammen ist.

"Natürlich hat Bad Reichenhall einen Knacks bei mir hinterlassen", sagt der 81-jährige Lamprecht. Er erzählt von Dreharbeiten mit dem Kollegen Mario Adorf, bei denen er in einer Szene erschossen werden sollte. "Das konnte ich nicht, es war einfach zu viel. Ein Stuntman hat diese Szene dann für mich gespielt."

Seine Lebensgefährtin Claudia Amm schaut nachdenklich zu Boden, während er erzählt. Dann ist es eine Weile still im Buchcafé. Er streichelt ihren Oberarm - den Bruchteil einer Sekunde vielleicht - als beruhigende Geste, dass die Ereignisse vom 1. November 1999 vorbei sind und sie beide die schweren Verletzungen überlebt haben.

Günter Lamprecht hat bei dem Amoklauf Durchschüsse an beiden Armen erlitten. Der Täter hatte Claudia Amm in den Bauch geschossen. Sie lag im künstlichen Koma.

Erzählungen von Dreharbeiten in England, den schwierigen Bedingungen im Film- und Theatergeschäft, den Zeiten Lamprechts als Tatortkomissar und dem letzten Engagement Claudia Amms am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater sprechen die Schauspieler an - und immer wieder ihre Lesungen, die Lamprecht und Amm besonders am Herzen liegen. Nicht zuletzt auch, weil die Werke, die sie lesen "bewegen", wie Lamprecht sagt.

Am 28. Oktober werden Lamprecht und Amm im Ratinger Trimbornsaal gemeinsam lesen - er die Kreuzsonate von Tolstoi, sie passend dazu "Eine Frage der Schuld" von Tolstois Ehefrau Tolstaja.

"Wir haben die Werke so gekürzt und in eine Lesefassung gebracht, die verdeutlicht, dass die beiden Werke sich aufeinander beziehen. Und es wird in einem Drama enden. Die Zuhörer erleben einen aufregenden Abend", sagt Claudia Amm.

Am 18. November wird Günter Lamprecht dann erneut in Ratingen zu Besuch sein und im Stadttheater aus dem Buch Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin lesen. In der Verfilmung von Rainer Werner Fassbinder spielte er den Franz Biberkopf.

Die Lesung wird eine seltene Gelegenheit sein, zumindest Günter Lamprecht in seinem künstlerischen Schaffen genießen zu können: "Ich habe jede Menge Angebote, aber das meiste kommt nicht für mich in Frage", sagt der Schauspieler, der 150 Filme gedreht hat.

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