Schmallenberg-Virus hat den Kreis Mettmann erreicht

Bisher wurden drei Fälle — bei einem Kalb und zwei Lämmern — nachgewiesen. Auf den Menschen soll es nicht übertragbar sein.

Kreis Mettmann. Die Geburt eines Jungtieres ist für jeden Landwirt normalerweise ein glücklicher Moment. Doch zurzeit sorgt das Schmallenberg-Virus deutschlandweit für Missbildungen und Totgeburten bei Kälbern und Lämmern. Von dem Virus betroffen sind bisher hauptsächlich Schafe, aber auch Rinder und Ziegen.

Im Kreis Mettmann gibt es bereits drei Fälle: Bei zwei Lämmern und einem Kalb in Ratingen ist das Virus, das Mücken übertragen, durch Untersuchungen nachgewiesen worden. Ein weiterer Fall in Mettmann wird noch geprüft. „Es handelt sich momentan noch um Einzelfälle. Die Betroffenen sind aber emotional sehr in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Joachim Müller vom Kreisveterinäramt.

Noch könne das Ausmaß des Virus nicht eingeschätzt werden, da im März und April viele trächtige Kühe und Schafe noch werfen werden. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass der schlimmste Fall eintritt und eine ganze Reihe von früh tragenden Tieren betroffen sind“, sagt Müller optimistisch.

Weniger optimistisch sind die betroffenen Landwirte. Sie befürchten, dass das Virus ganze Bestände angreift. Die Schafe im Kreis Mettmann werden meist von Hobbyzüchtern gehalten. Eine finanzielle Entschädigung ist eher unwahrscheinlich — die Tierseuchenkasse zahlt nur, wenn eine Krankheit als Seuche von der EU anerkannt ist. Das ist bislang nicht der Fall.

Zwar wurden Halter dazu aufgefordert, Fälle von Missbildungen und Totgeburten zu melden, aber eine anschließende Untersuchung ist nicht verpflichtend. „Viele verzichten darauf, weil es ohnehin nichts ändert. Das Tier ist tot und gegen das Virus kann man zurzeit ja nichts ausrichten“, sagt Müller.

Infiziert wurden die Tiere vermutlich schon im vergangenen Sommer. Vor allem trächtige Tiere, die damals im Frühstadium trächtig waren, sind nun betroffen, weil es bei den Föten in der Entwicklung zu Schädigungen gekommen ist.

In Ratingen-Homberg hat ein betroffener Landwirt ein Kalb verloren. Aus Angst um seinen guten Ruf — obwohl Forscher davon ausgehen, dass das Virus für Menschen kein Risiko darstellt — will er ungenannt bleiben. Der Milchbauer hält 50 Rinder auf seinem Hof, davon 27 Milchkühe. Im Gespräch mit der WZ sagt er: „Ich erwarte keine Entschädigung für mein Tier.“ Dafür wäre eine Zusatzversicherung nötig gewesen, die er nun wahrscheinlich für die Zukunft abschließen will.

Der Wertverlust durch das tote Bullen-Kälbchen hält sich in Grenzen. Beim Verkauf — für die Mast in Holland — werden die Tiere für 110 Euro gehandelt. Ein Kuhkälbchen, das später Milchkuh wird, hat einen wesentlich höheren Wert. Finanziell schwerwiegender ist für den Ratinger Landwirt jedoch der Verlust durch die Mutterkuh, die jetzt keine Milch mehr gibt. Da sie ein paar Wochen vor dem Kalben „trocken gestellt“ wurde und jetzt das Kalb zum Säugen fehlt, kommt auch die Milch nicht wieder. Die Kuh hat in der Vergangenheit rund 9100 Liter Milch pro Jahr gegeben. Bei einem Literpreis von 40 Cent ist dieser Verlust hoch.

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