Beklemmend und spannend - "Black Out" von Marc Elsberg

Mettmann. An einem kalten Tag im Februar gehen bei Piero Manzano die Lichter aus — und das nicht etwa, weil der Italiener zu viel getrunken oder sich in einer Rauferei dahin gewagt hat, wo die Fäuste fliegen.

Es wird dunkel, weil der Strom aufgefallen ist. Und der kommt nicht nach einer Stunde, nicht nach einem Tag wieder. Menschen bleiben in Fahrstühlen stecken, Autos können nicht mehr betankt werden, weil die Pumpen der Tankstellen nicht mehr fördern, Kühe sterben schreiend, weil die Landwirte ihre Melkmaschinen nicht in Betrieb nehmen können, Lebensmittel verderben zu Tausenden von Tonnen.

Manzano, Informatiker mit einer Vergangenheit als Hacker, findet heraus, dass die intelligenten Stromzähler, die in allen Haushalten Italiens installiert sind, manipuliert wurden. Aber nicht nur dort: Der Angriff auf die Stromnetze dehnt sich europaweit aus und stürzt den Kontinent ins Chaos. Die Notstromeinrichtungen zum Kühlen von Atomkraftwerken versagen, Banken geben kein Geld mehr aus, Krankenhäuser schließen, die Menschen werden von jeglicher Kommunikation abgeschnitten, Militärs putschen in Staaten wie Spanien und Portugal. Und der Strom kommt nicht wieder. Die Terroristen sind dabei, die bekannten Gesellschaftsformen weltweit dauerhaft zu zerstören.

In seinem Roman „Black Out“, der auch in Ratingen und Düsseldorf spielt, denkt der österreichische Autor Marc Elsberg die Auswirkungen eines Stromausfalls internationalen Ausmaßes über Wochen hinweg bis zum bitteren Ende. Neben furioser Spannung, die der Leser von der Kategorie „Thriller“ erwarten darf, schreibt Elsberg nach höchst aufwendiger Recherche darüber, wie anfällig, gefährdet und filigran das Geflecht globaler Stromversorgung eigentlich ist. Diese Mischung aus verstörender Sachinformation, die der Autor in bekömmlichen Portionen serviert, und bester Unterhaltung macht dieses Buch zu einem Tipp, der nicht frei von Risiken und Nebenwirkungen ist. Wer „Black Out“ gelesen hat, könnte zusammenzucken, wenn es nach dem Betätigen des Lichtschalters dunkel bleiben sollte — weil das Leuchtmittel in der Lampe schlicht seinen Geist aufgegeben hat. Und der Gedanke daran, sich mit Konserven, gefüllten Reservekanistern und einem kleinen Notstromaggregat zu bevorraten, erscheint Ihnen nach der Lektüre dieses Buches als das Normalste von der Welt. „Black Out“ von Marc Elsberg, Verlag Blanvalet, Preis als Taschenbuch 9,99 Euro, ISBN: 3442380294

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