Kalte Glieder für den Protest

Drei Jugendliche wandern die Trasse ab – und kämpfen mit der Zeit und dem Wetter.

Kreis Mettmann. "Könnten wir vielleicht in die Sonne gehen?" Ganz spurlos ist die Nacht im Zelt nicht an Christoph Blum und seinen Mitstreitern Arne Hüneke und Dirk Pfeiffer vorbeigegangen. Als Protestaktion gegen die CO-Pipeline wandern die Jugendlichen entlang der Leitungstrasse von Duisburg nach Dormagen, haben am Donnerstag ihren Marsch in Mündelheim begonnen. Das erste Nachtlager verbrachte das Trio in Ratingen-Breitscheid.

Da war man erst gegen 20.30 Uhr eingetroffen - weit hinter dem ursprünglichen Zeitplan liegend, weil man immer wieder stoppte, um den Gespächswünschen nachzukommen, erläutert Blum. "Mit so viel Medieninteresse hatten wir gar nicht gerechnet", sagt der 18-Jährige. 22 Kilometer legte die kleine Gruppe zurück, bevor sie an der Mülheimer Straße ihre Zelte aufschlug. Streckenweise hatten Pipeline-Gegner sie begleitet, die Bürgerinitiative hatte eine Art Versorgungsposten eingerichtet. "Ein paar Blasen habe ich mir gelaufen", räumt Hüneke ein.

Der 15-Jährige verfügt, im Gegensatz zu Blum, über keinerlei Trekkingerfahrung, hat aber schnell gelernt: Zum Beispiel, dass alles, was man abends nicht mit in den Schlafsack nimmt, am Morgen klatschnass vom Kondenswasser ist. Pfeiffer, der dritte im Bunde, stammt aus Mönchengladbach. Der 19-Jährige hatte sich spontan entschlossen, die beiden Initiatoren auf der ersten Etappe zu begleiten - zum einen, weil er mit Blum befreundet ist, zum anderen aber auch aus Überzeugung.

Gerade hat die Gruppe ein leicht verunglücktes Frühstück verzehrt. Christopher Blum verzieht das Gesicht: Statt Trockenmilch hatte das Team Kaffeeweißer eingepackt, was dem Müsli einen etwas absonderlichen Geschmack verlieh.

Während der Nacht war die Temperatur empfindlich in den Keller gerutscht, weshalb man nun jeden Sonnenstrahl zum Aufwärmen nutzt. Bereits gegen 6 Uhr in der Frühe hatte ein Lkw, der direkt neben dem Zelt rangierte, der Nachtruhe ein Ende bereitet, und die nur einen Steinwurf über dem Lager zur Landung in Düsseldorf einschwebenden Flugzeuge taten ein übriges. Auch jetzt stockt zwangsweise die Unterhaltung, wenn ein Flieger über die Baumwipfel streicht.

Doch alle Widrigkeiten können die Jungs nicht aufhalten, zielstrebig packen sie ihre Sachen zusammen, um den nächsten Abschnitt über Hubbelrath nach Hilden unter die Wanderschuhe zu nehmen. "Wir hoffen, dass uns heute ein paar Leute mehr begleiten", sagt Blum. Am Abend wollen sie ihr Zelt in Hilden beim Bauern Yoma an der Fuchsbergstraße aufschlagen. Für alle, die die jungen Männer begleiten möchten: Dort brechen sie heute gegen 9 Uhr zum letzten Abschnitt der insgesamt 67 Kilometer langen Wanderung auf.

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