Schulpreis: Patin macht Lust auf Sprache

Ein als Leseförderung gestartetes Projekt an der Fuhlrott-Schule hat sich sehr positiv entwickelt. Dafür gab es den dritten Platz beim WZ-Schulpreis.

Hochdahl. Die Freude über den dritten Platz beim WZ-Schulpreis in der Carl-Fuhlrott-Schule ist groß: „Ich freue mich sehr, dass unser Projekt ,Lesen mit Lesepaten’ bei der Jury so gut angekommen ist“, sagt Schulleiterin Karin Malzkorn — und fügt hinzu: „Es hat die Auszeichnung auch verdient, weil es in meinen Augen ein echtes Erfolgsmodell ist.“

Begonnen hat alles mit einer E-Mail, die die pensionierte Zollamtssekretärin Karin Heesen vor rund vier Jahren an die Schulleiterin geschickt hatte. „Ich wollte mich im Ruhestand ehrenamtlich engagieren, gerne für Kinder und bevorzugt in der Hauptschule“, erinnert sich die heute 71-Jährige, die selbst zweifache Mutter ist.

„Damit hat Frau Heesen bei mir natürlich offene Türen eingerannt“, sagt Malzkorn. „Im gemeinsamen Gespräch haben wir dann das Konzept einer Leseförderung entwickelt.“ Den Bedarf hatte die Schulleiterin, die selbst Deutsch unterrichtet, längst erkannt:

„Die Texte in Schulbüchern sind oft so komplex formuliert, dass auch Schüler, die in dem jeweiligen Fach eigentlich gut sind, häufig Probleme haben. Im Rahmen des normalen Fachunterrichts bleibt aber keine Zeit, das Lesen und Verstehen von Texten zu trainieren.“

Seither ist Karin Heesen für vier Stunden pro Woche an der Carl-Fuhlrott-Schule. „Am Anfang habe ich hauptsächlich einzelne Schüler der fünften Klasse gefördert“, sagt die ehrenamtliche Lesepatin. Und es passierte etwas, womit die Hochdahlerin selbst nicht unbedingt gerechnet hätte:

Die Schüler waren von Anfang an sehr engagiert bei der Sache. Karin Malzkorn: „Die Noten der geförderten Schüler haben sich schon nach kurzer Zeit verbessert — auch, weil sie gelernt haben, Texte so oft zu lesen, bis sie sie verstehen.“

Der Erfolg spiegele sich aber nicht nur auf den Zeugnissen wider. „Die Schüler merken, dass sie Stärken haben und sich nicht verstecken müssen.“ Heesen nennt als Beispiel eine Schülerin mit sonderpädagogischem Förderbedarf: „Ich habe festgestellt, dass sie eine besondere Begabung für das Lesen von Gedichten hat und das besser als ihre Mitschüler kann. Da war sie richtig stolz auf sich.“

Aus der Einzelförderung ist mittlerweile eine AG geworden, die vor allem die Schüler belegen, die Karin Heesen seit der fünften Klasse begleitet. Auf Wunsch der Jugendlichen wurde im Sommer vergangenen Jahres das Theaterstück „Wilhelm Tell“ aufgeführt.

Kurz vor Weihnachten fand eine Wilhelm-Busch-Dichterlesung statt. „Es geht also mittlerweile um mehr als reine Leseförderung“, sagt Heesen. Sie vermittelt den Schülern: „Wer ,isch’ und ,ey’ sagt, bekommt keine Lehrstelle.“

Das alles kommt bei den Schülern gut an. „Ich hab’ mittlerweile richtig Spaß am Lesen“, sagt die Achtklässlerin Ilona Lindemann. Denise Voigt ergänzt: „Ich lese jetzt auch zu Hause regelmäßig dicke Bücher.

Das hab’ ich früher nicht gemacht.“ Die AG soll auf jeden Fall fortgeführt werden. „So lange die Gesundheit mitspielt, mache ich weiter“, sagt Karin Heesen, die inzwischen von Ursula Neumann unterstützt wird, die als Lesepatin in der sechsten Klasse aktiv ist.

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