Spülwasser kommt vom Grill

Erlebnistag: In der Velberter Kindertagesstätte „Casa Fantasia“ wird für einen Tag lang freiwillig auf Strom verzichtet. 70 Kinder erleben ohne Heizung und Licht, wie wichtig die Energie im Alltag ist.

<strong>Kreis Mettmann/Velbert. Die vielen Kerzen in den Räumen sorgen nicht nur für eine gemütliche Stimmung an dem verregneten Oktobermorgen. Auch ihre verschiedenen Duftnoten geben der Velberter Kindertagesstätte "Casa Fantasia" eine besondere Atmosphäre. Eigentlich so richtig kuschelig - wenn es nicht so ungemütlich kalt in den Räumen wäre. Mia, Niklas und Luka scheint das alles nichts auszumachen. "Wir haben heute kein Strom", erzählen sie munter, während Nick seine Taschenlampe hervorholt. "Brauche ich aber nicht." Schließlich ist es auch schon 11Uhr.

Seit "Kyrill" ist Stromausfall ein Thema in der "Casa Fantasia"

Keine unbezahlte Stromrechnung, sondern Neugierde sorgte dafür, dass der Tagesablauf in der Kindergartenstätte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der von Behring-Straße gestern etwas anders war. Leiterin Conny Wagener: "Seitdem der Orkan Kyrill für Stromausfall gesorgt hatte, war das immer wieder ein Thema für die Kinder. Wie ist das, wenn man ohne Strom leben muss?"

Natürlich konnte Conny Wagener nicht einfach die Sicherungen herausnehmen. Die Kinder wurden auf das Thema eingestimmt und alle Eltern wurden vorher informiert. "Da auch unsere Telefonanlage nicht funktioniert, können die Eltern uns nur über Handy erreichen", so Conny Wagener. Drei Kinder waren gestern nicht gekommen, weil sie erkältet waren.

Die kleine Lisa will den anderen Kindern gestern stolz eine neue CD vorspielen. Nur wie, wenn der CD-Player nicht läuft? Also muss erst einmal nachgeschaut werden, wo es überall noch Steckdosen gibt. Weil diese aber ohne Strom auch nicht funktionieren, machen die Kinder eben selbst Musik. Instrumente gibt es ja genügend in der Kindertagesstätte.

Conny Wagener und ihre elf Kolleginnen schauen, dass sich die 70 Kinder in den verschiedenen Gruppen nicht verkühlen. Regelmäßig gibt es daher Lauf- und Fangenspiele in der großen Halle. Viel mehr Sorgen macht sich Mia um ihre Puppen, denen sie erst einmal warme Sachen anzieht. "Damit sie nicht frieren." Sie selbst kann sich ihre Hände vorsichtig über einer Kerze erwärmen.

Der Gedanke an warme Getränke liegt nahe - beim Verzicht auf Thermoskannen und ohne funktionierenden Herd aber nur ein Wunsch. Doch wofür gibt es den Grill im Garten? Kann man denn Wasser grillen? Es dauert seine Zeit, bis die Holzkohle so richtig glüht und das Wasser im großen Topf zu dampfen beginnt. Ein bisschen russig wird der gute Topf aus der Küche auch, aber was soll es.

In der Sonnengruppe wird eifrig mit Batterien und Lämpchen experimentiert. So wie die Taschenlampe von Nick könnte es funktionieren - wenn man die Drähte richtig anschließt.

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