Standort ME: Mit der Lizenz zum Greifen

Die Technik der Firma Tünkers aus Ratingen hatte auch schon in einem James Bond-Film ihren großen Aufritt.

Kreis Mettmann/Ratingen. Wer erfolgreich ist, darf auch mal ein bisschen dicker auftragen: „Erfindergeist serienmäßig“ — mit diesem Slogan schmückt sich das Maschinenbauunternehmen Tünkers ganz unbescheiden. Und hat auch das Recht dazu.

Angefangen 1962 als kleines Büro mit zwei Angestellten, hat sich das Familienunternehmen in der zweiten Generation zum Global-Player für Automationstechnik mit 640 Mitarbeitern weltweit entwickelt — unter anderem in den USA, Spanien, Brasilien, Mexiko und China. Erwirtschaftet werden 87 Millionen Euro Jahresumsatz.

Weltruhm brachte dem Unternehmen ein Auftritt in dem James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“ ein — auch wenn das nur die wenigsten Kinobesucher mitbekommen haben. Nur Sekunden ist der schwarze Schriftzug „Tünkers“ auf dem silberfarbenen Metallgerüst zu sehen, an das die Bösewichte Halle Berry gekettet haben.

Über ihr kreisen bedrohlich die Greifer von riesigen Roboterarmen, um mit Laserstrahlen den Hollywood-Star zu zerlegen. Doch wie immer ist Agent 007 zur Stelle, befreit die Schöne aus der Todesfalle und wird dafür am Ende von ihr verwöhnt. Der Kinoauftritt war zwar sehr kurz, in Ratingen ist er aber unvergessen. Das große Gestell, an das Halle Berry gefesselt war, hat einen Ehrenplatz im Schauraum der Firma. Mit den Greifern werden ansonsten Autoteile transportiert.

In den hellen und sauberen Werkshallen im Stadtteil Tiefenbroich — dort arbeiten allein 220 Mitarbeiter — werden die Greifersysteme und Spanner montiert, die dann an den Fertigungsstraßen von Daimler, Bentley und Co. zum Einsatz kommen.

„Dieses Modell ist für die S-Klasse“, sagt André Tünkers und zeigt auf ein Gewirr von Achsen, Rohren, Hebeln und Schrauben aus blinkendem Aluminium. Wenn Tünkers nicht liefert, steht die Produktion still. Das werde aber nicht passieren, versichert augenzwinkernd André Tünkers, der mit seinem Bruder Olaf das Unternehmen leitet.

Nicht nur bei den Greifern, sondern auch bei den Spannern, mit denen auf den Montagestraßen die Blechteile beim Schweißen millimetergenau aufeinandergehalten werden, ist Tünkers nach eigenem Bekunden Weltmarktführer. Ohne die kommt inzwischen kaum ein Automobilwerk aus. Pro Automodell werden bis zu 10 000 verschiedene Spannelemente und 400 Greifersysteme benötigt.

15 Konstrukteure sind in der Ideenschmiede im Tiefenbroicher Gewerbegebiet ständig dabei, neue Produkte zu entwickeln. „Eine neue Idee pro Tag ist unsere Devise“ , sagt Tünkers. Von den ersten Entwürfen über Prototypen bis hin zum fertigen Produkt vergehen Wochen oder Monate. 50 neue Produkte werden pro Jahr entwickelt.

Längst hat sich Tünkers neue Felder erschlossen. Neben Maschinen für die Verpackungsindustrie haben die Ratinger Tüftler Maßstäbe bei Elektromobilen gesetzt: Der „Airport-Scooter“ sammelt und transportiert auf Flughäfen die Kofferkulis ein, der Golf-Scooter sorgt auf dem Grün für komfortable Fortbewegung.

Neuster „Hit“ im Sortiment ist der „Movi“, ein straßentaugliches Elektromobil, das im Stehen gefahren wird — bis zu 18 Stundenkilometer schnell.

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