Streit um die Berufskollegs

Die von einem Gutachter erarbeiteten Vorschläge für eine Struktur der Bildungseinrichtungen im Kreis sorgen vor allem in Ratingen für heftigen Widerspruch.

Kreis Mettmann. „Zukunftsplanung Berufskolleg“ — hinter diesem Tagesordnungspunkt, der heute ab 15 Uhr im Schulausschuss des Kreises beraten wird, steckt jede Menge Zündstoff. Bislang wurden die Pläne zur Neuaufstellung und Profilierung der vier Kollegs im Kreis Mettmann, die rund 8200 Schüler besuchen, weitgehend hinter verschlossenen Türen und in internen Zirkeln diskutiert. Dabei hätten die Pläne, die das vom Kreis beauftragte Beratungsunternehmen Dr. Grabe Consult ausgearbeitet hat, große Auswirkungen auf die Bildungsprofile der Berufskollegs.

Jedoch werden zunehmend nicht nur die Ergebnisse des Gutachtens, sondern auch der Untersuchungsansatz heftig kritisiert. Erheblicher Widerstand hat sich in Ratingen gebildet, wo das Gutachten einschneidende Veränderungen für das dortige Berufskolleg bedeuten würde.

Vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen in den kommenden Jahren und dem sich wandelnden Arbeitsmarkt sollte der Gutachter Stärken und Schwächen der Kollegs bewerten und neue Profile erarbeiten. Gerade diese neuen Schwerpunkte sorgen aber in den Berufskollegs und betroffenen Städten für Unverständnis und Ärger.

So ist die angedachte Verlagerung der Kfz-Ausbildungsberufe von Velbert — dem Autozuliefererstandort schlechthin im Kreis — nach Mettmann für viele nicht nachvollziehbar. Noch mehr stoßen die Vorschläge für das Ratinger Berufskolleg auf: Von dort sollten alle Ausbildungen im Bereich der Informationstechnologie (IT) und metallverarbeitenden Berufe ausgelagert werden — nach Mettmann oder Velbert. Dafür sollen Lager- und Logistikberufe sowie Bankkaufleute in Ratingen gebündelt werden. Ein völliger Widersinn — ist sich die Politik fraktionsübergreifend einig. Schließlich sei Ratingen mit 31 Unternehmen im IT-Bereich Spitzenreiter im Kreis.

Gleichermaßen unsinnig sei die Schwerpunktbildung für Bankkaufleute. „Seit Jahren lassen die Betriebe im Kreis ihren Nachwuchs an einem Spezialkolleg am Finanzplatz Düsseldorf ausbilden. Ein Angebot im Kreis Mettmann macht keinen Sinn“, kritisiert Reiner Heinz, Leiter der Ratinger Wirtschaftsförderung. Vom für Ratingen vorgesehenen Logistikangebot sei der Gutachter jedoch inzwischen abgerückt.

Nicht nachvollziehbar sei auch die Annahme, dass Ratinger Schüler im IT-Bereich nach Velbert fahren würden. Wegen der besseren Erreichbarkeit dürften sie vielmehr nach Düsseldorf abwandern, was den Kreis als Berufschulstandort schwächen würde.

Auch methodische Fehler werden dem Gutachter vorgeworfen — etwa bei der Beurteilung der demografischen Entwicklung, die in Ratingen (stagnierende Einwohnerzahl) ganz anders verläuft als in Velbert (Bevölkerungsverlust).

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