Tattoos: Kunst, die unter die Haut geht

Tattoos sind in. Das Schmuddelimage scheint überwunden. Was gewünscht und machbar ist, erzählen Studio-Betreiber und Kunden.

Kreis Mettmann. Es ist 10 Uhr morgens. Laura liegt auf der Bank von Eyreen Sue, Tätowiererin aus Ratingen-Lintorf und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Zu ihr kommen Schüler, Studenten, einfache Angestellte, aber auch Manager, Ärzte und Geschäftsführer, um sich Tätowierungen stechen zu lassen. Spieler von Fortuna Düsseldorf und Rockmusikerin Doro Pesch vertrauen Eyreen Sue.

„Früher war das ja alles eher etwas, das einen schmuddeligen Touch hatte. Heute ist das anders. Tätowierungen sind salonfähig geworden. Hier kommen Manager im Armani-Anzug rein. Und wenn die sich dann ausziehen, sind sie von oben bis unten tätowiert“, sagt Sue, die seit mehr als 15 Jahren im Geschäft ist.

Chinesische Zeichen waren schon angesagt, dann sogenannte Tribals und die „sogenannten Arschgeweihe“, sagt Eyreen Sue. Doch jetzt kämen die Kundinnen reihenweise in ihr Studio, um sich die wieder überstechen zu lassen. „Das geschieht sowieso häufiger. Viele, die ihr Tattoo in jungen Jahren haben machen lassen, wollen dann ein anderes Motiv haben.“

Das ist auch bei Laura Konniger so. Als sie 18 Jahre alt war, hat sie sich drei Sterne auf ihren Bauch stehenlassen. „Das fand ich damals toll. Aber jetzt, vier Jahre später, passt das nicht mehr zu mir“, sagt sie. Deshalb sei sie zu Eyreen gegangen, um gemeinsam mit ihr eine Lösung zu finden.

Vier Wörter sollten auf jeden Fall ihren Platz auf ihrem Körper bekommen: Hope, Faith, Strength und Love (Hoffnung, Vertrauen, Stärke und Liebe). Mit der Tätowiererin habe sie dann überlegt, was aus den schon vorhandenen Sternen und den vier Wörtern werden könnte. Heraus kamen Lilien, deren Blätter und Stile die Wörter bilden. „Solche Arbeiten mache ich gerne, weil sie sehr individuell sind. Das ist mir viel lieber als Tattoos, die in Katalogen stehen“, sagt Eyreen Sue.

Etwas Individuelles wollte sich auch Sandra Fritsch (38) auf die Innenseite ihres Oberarms stechen lassen. Vor eineinhalb Jahren hat sie das dann auch in die Tat umgesetzt. „Until the morninglight 1973“ steht nun auf ihrem Körper. „Mir gefällt das super. Außerdem finde ich Tattoos auch super sexy“, sagt Fritsch. Den Spruch habe sie sich ausgesucht, weil sie 1973 gezeugt worden ist.

Der Rücken von Mary Lucia ist mit Tattoos übersät, die Arme und Schultern auch. „Aber ich musste schon noch schauen, dass ich die verdecken kann. Ich habe als Flugbegleiterin gearbeitet. Da stand sogar in den Verträgen drin, dass Tätowierungen in sichtbaren Bereichen nicht erlaubt sind“, sagt sie.

Über mangelnde Aufträge kann sich auch Markus Freibeuter nicht beklagen, der in Hilden seit 2000 sein gleichnamiges Tattoo-Studio betreibt. Waren es früher kleinere Tattoos, seien heute Großmotive „in“. „Vor allem Frauen lassen sich teilweise den ganzen Arm tätowieren“, sagt der Hildener.

Ab 250 Euro sind beim ihm Tattoos zu bekommen. „Das sind dann die Klassiker: etwa handtellergroß und auf dem Oberarm.“ Preislich gebe es allerdings kein Limit. „Das hängt auch vom Motiv und dem Schwierigkeitsgrad ab“, sagt Markus Freibeuter.

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